Bildquelle: Bayerischer Rundfunk
Der 24. Februar 2022 hat die Welt verändert. Mit dem menschenverachtenden Überfall Russlands auf die Ukraine begann ein bis dahin nicht mehr vorstellbarer Krieg, der die Weltordnung auf den Kopf stellt. Das, was seit dem Ende des zweiten Weltkriegs als Gewissheit galt - "Nie wieder Krieg in Europa!" - ist Geschichte. Seit dem 24. Februar 2022 ringt ganz Europa, ringt die ganze Welt um die Wiederherstellung des Friedens.
Diesem verzweifelten Ruf, diesem verzweifelten Schrei nach Frieden hat der Komponist Roland Kunz in seinem Oratorium "PAX!" ein musikalisches Denkmal mit einem Ausrufezeichen gesetzt. Niemals jedoch hätte der Komponist gedacht, dass sein Oratorium in diesem Jahr, fünf Jahre nach Fertigstellung im Jahr 2017, von solch fundamentaler und existentieller Aktualität sein würde. Entstanden als Auftragskomposition des Domkapitels Münster anlässlich des 101. Deutschen Katholikentages im Jahr 2018, werden in PAX! Friedensworte und -gebete von Franz von Assisi flankiert von zeitlosen und den allzeit gültigen Texten der Liturgie: Die Eröffnung des Werks mit dem traditionellen "Et in terra pax hominibus ..." steht gleichermaßen für die Bitte, drängende Sehnsucht und den existentiellen Schrei nach Frieden.
Für Franz von Assisi war die Gründung des nach ihm benannten Ordens eine Art Läuterung, mit der er sich nach aktivem Kriegs-Dienst konsequent gegen Gewalt und Hass stellte. Seither lebte er ein Leben in Armut, Demut, Gottesfurcht, Nächstenliebe und Friede. 1218 wurde sein Orden vom Papst anerkannt.
Franziskus Gebete, Briefe und Regularien, etwa der berühmte "Sonnengesang", die Regeln für seine Bruderschaft oder etwa das ihm zugeschriebene Gebet "Oh Herr, mache mich zu einem Werkzeug Deines Friedens", werden genährt aus einer einfachen, aber stets auf Friedfertigkeit und den Lobpreis Gottes ausgerichteten Gedanken- und Lebenswelt, die im Oratorium "PAX!" ihr musikalisches Echo im 21. Jahrhundert finden.
PAX! ist das zweite Werk einer Oratorientrilogie von Roland Kunz, die 2010 mit dem Vorgängerwerk, dem Oratorium "DER SEELE RUH", einer Auftragskomposition von BR-KLASSIK Franken, ihren Ausgang nahm und im Jahr 2020 mit dem Oratorium "Hildegard" vollendet wurde.
In der kontrastreichen, von Frank Zabel orchestrierten Partitur ließ sich der Komponist auch von den aufführungspraktischen Möglichkeiten des Uraufführungsorts, dem Dom zu Münster, leiten. Solisten, Knaben-, Mädchen- und Domchor, sowie großes Sinfonieorchester und Orgel stellen mit Vibraphon, Harfe und üppig besetztem Schlagwerk die vokale und instrumentale Basis für eine Klangsprache, die ihre Wurzeln in der Klassik hat, mit Elementen aus der Gregorianik, dem Jazz und minimal Music jedoch sowohl archaische anmutende als auch moderne Klangaspekte mit einbezieht.