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War ein a-Moll-Akkord ein Wendepunkt in Mozarts kurzem Leben? Von 626 Werken des Genies sind nur wenige in einer Moll-Tonart komponiert. Hat es also etwas zu bedeuten, dass der 22-jährige Komponist auf der Reise nach Paris in Begleitung seiner Mutter an einer Klaviersonate in a-Moll arbeitet, die vom ersten Ton an klagt und kämpft zugleich? Wo stumme Melancholie und rebellische Leidenschaft aufeinanderprallen? Zumal diese ganze Reise, geplant als Referenztour für eine feste Anstellung, jegliche Hoffnung auf einen sicheren Posten in Frankreichs Hauptstadt schwinden lässt. Mozart kehrt mit leeren Händen nach Salzburg zurück. Und - ohne seine Mutter. Sie stirbt in Paris. Ist also die Klaviersonate KV 310 ein Spiegel der Emotionen, der all dies expressiv vibrierend reflektiert in einem Mix aus zorniger Enttäuschung, Trauer, Verlust, Einsamkeit, Stolz und liebevollem Andenken? Sich dieser Kausalität in der Interpretation anzuvertrauen, scheint naheliegend - oder sollte man besser in den Pianisten Mozart hineinhorchen, der unbedingt in Paris reüssieren wollte und eine stilistisch überraschende Sonate als ein Ausrufezeichen gut gebrauchen konnte? Welche Wege Pianistinnen und Pianisten bei diesem einzigartigen Werk einschlagen, zeigt Julia Schölzel in ihrem Interpretationsvergleich: mit Aufnahmen u.a. von Martha Argerich, Dinu Lipatti, Ragna Schirmer, Andras Schiff, Alfred Brendel, Glenn Gould und Hélène Grimaud.