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Miau! – Katzenmusik
Thema der Woche in der Mittagsmusik ist dieses Mal Katzenmusik. Gemeint ist damit natürlich nicht das, was man gewöhnlich darunter versteht - eine Musik nämlich, die schrill und schräg klingt, die laut, lärmend und nervig ist, dabei aber ansonsten mit den "Samtpfoten" eigentlich gar nichts zu tun hat. Bei uns geht es vielmehr um Katzenmusik im wahrsten Sinne des Wortes - um Musik, inspiriert von Katzen, um musikalische Liebeserklärungen an Katzen. Und wer Katzen mit Musik porträtieren will, der kann nicht umhin, es mit der musikalischen Nachahmung eines Lauts zu tun, der für Katzen noch charakteristischer ist als das notorische Schnurren. Es ist das Miau, das sich - musikalisch gesprochen - zumeist im Rahmen einer fallenden oder aufsteigenden Terz oder Sext artikuliert. "Miau! - Katzenmusik", unter dieser Überschrift präsentierten wir Ihnen im Thema der Woche der Mittagsmusik jeden Tag ein oder zwei Beispiele für Musik um und über die Vierbeiner auf Samtpfoten.
Symphonische "Miaus"
Unser letztes Beispiel scheint auf den ersten Blick eigentlich nichts mit Katzenmusik in unserem Sinn zu tun zu haben. Es stammt aus einer großen "Weltanschauungssymphonie" der Zeit um 1940, und zwar aus Sergej Prokofjews op. 100 - seiner Fünften Symphonie, die 1944 vollendet wurde und schon den Sieg der Alliierten über Nazi-Deutschland beschwört. Merkwürdigerweise wimmelt der zweite Satz dieser Symphonie, ein Scherzo "Allegro marcato", geradezu von auskomponierten "Miaus" der Violinen; zugleich spielt die Klarinette in seinem Verlauf immer wieder eine prägende Rolle. Merkwürdig? Vielleicht gar nicht so sehr. Hatte doch Prokofjew bereits in seinem wohl berühmtesten Werk, dem Musikalischen Märchen "Peter und der Wolf", die Katze mit dem Klang der Klarinette porträtiert: weich, geschmeidig, samten, katzenhaft eben. Im Symphonie-Satz stellt sogleich eine Solo-Klarinette über einer ostinaten, marcato gespielten Begleitung das Hauptthema vor. In den Violinen folgen jene für Prokofjew so typischen grotesk gezackten melodischen Verläufe. Turbulent und geschäftig gibt sich diese Musik, von kraftvollen und perkussiv akzentuierten Rhythmen rastlos angetrieben. An Katzen mag man dabei wohl zunächst nicht denken. Dies ändert sich mit dem Mittelteil des dreiteilig angelegten Satzes. Einmal mehr wird das Thema von den Klarinetten, nun zusammen mit den Bratschen, vorgestellt. Es bewegt sich dahinschnurrend, mit katzenhafter Geschmeidigkeit, wobei zwischen den einzelnen Phrasen von den Violinen kontinuierlich ein seufzendes auf- und absteigendes Motiv eingeschoben wird. Ist es eine streunende Katze, die bei ihrem Schlendern und Stolzieren immer wieder innehält und "Miau" ruft! Es klingt so! Sergej Prokofjew - ein Meister der Katzenmusik.