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Als er geboren wurde, komponierte Palestrina seine späten Werke. Als er starb, lebte bereits Bachs ältester Bruder. Wahrlich ein Jahrhundertkomponist: der vor 350 Jahren gestorbene Heinrich Schütz. Als "Vater unserer modernen Musik" hat man ihn zu Lebzeiten bezeichnet, ja sogar als den "allerbesten teutschen Componisten" überhaupt. Nach seinem Tod hat ihn die Welt freilich - einschließlich der "Teutschen" - erst einmal gründlich vergessen. Es dauerte bis Ende des 19. Jahrhunderts, bis Komponisten wie Johannes Brahms in ihm wieder einen Stammvater ihrer Kunst entdeckten. Heute erkennen wir in Schütz den Neuerer, der den konzertierenden Generalbassstil aus Italien in Deutschland einführte und ihn auf einzigartige Weise mit der Sprache Luthers verband. Und wir sehen in ihm einen Mann des Friedens in Zeiten, die zu den "düstersten unserer Geschichte" gehören, "angehäuft mit Greueln und Ausbrüchen verzweifelten Lebenswillens" (Martin Gregor-Dellin). Sein Künstlertum ist von den Erfahrungen des 30-jährigen Krieges nicht zu trennen, ebenso wenig aber von seinem vielfach geprüften Glauben und seiner unerschütterlichen Hoffnung. Ein großer Komponist, gewiss, und eine Gegenfigur zu all den Wallensteins, Tillys und Gustav Adolfs, die Schlachtfelder brauchten, um in die Geschichte einzugehen.