BR-KLASSIK

BR-KLASSIK - Konzert des Münchener Kammerorchesters

Klarinette und Leitung: Jörg Widmann

Der bald 50-jährige Jörg Widmann ist ein Allrounder, produktiver Komponist, gefeierter Klarinettist und leidenschaftlicher Dirigent. Als solcher hat Widmann seit dieser Spielzeit eine neue Position: als einer von drei "Associated Conductors" des Münchener Kammerorchesters, neben dem italienischen Alte-Musik-Spezialisten Enrico Onofri und dem niederländischen Grenzgänger Bas Wiegers. Nach dem Abschied von Chefdirigent Clemens Schuldt letzten Sommer hat sich das MKO für eine solche Dreier-Lösung entschieden, die für die Fortsetzung des innovativen Kurses steht und spannende neue Akzente setzt. Zu seinem Amtsantritt am 26. Januar dirigierte Widmann ein raffiniert konzipiertes Programm rund um Mendelssohn, garniert mit eigenen Werken. Die erste "richtige" Symphonie des 15-jährigen Felix hatte Widmann bereits mit seinem Irish Chamber Orchestra auf CD eingespielt, ein Beethoven-nahes Werk des Aufbruchs in c-Moll. Davor setzte Widmann seine eigenen, avantgardistischen "Freien Stücke", die er seinem Lehrer Wolfgang Rihm 2002 zum 50. Geburtstag widmete. Und brillierte einmal mehr mit seinem furiosen Solo, der "Fantasie" für Klarinette - eine stilistisch wilde Harlekinade, die Widmann als 20-Jähriger komponiert hat. Auch das Solo aus seiner Bearbeitung des Andantes aus Mendelssohns Klarinetten-Sonate spielte Widmann selbst, das er 2016 zauberhaft gläsern für Harfe, Celesta und Streicher neu instrumentierte - die Poesie der Romantik ins Heute weitergedacht. Und die Konzertmeisterin des MKO, Yuki Kasai, steuerte noch Widmanns Paraphrase über Mendelssohns Hochzeitsmarsch bei, den er tatsächlich für eine Trauung arrangiert und ironisiert hat - für Violine solo.