Bildquelle: Marco Borggreve
Tabea Zimmermann, die sich selbst als "Musikerin mit dem Instrument Bratsche" bezeichnet, ist einer der profiliertesten, kreativsten und couragiertesten Köpfe im Klassik-Betrieb. Vor allem für ihr unermüdliches Engagement in Sachen zeitgenössischer Musik ist sie 2020 mit dem Ernst von Siemens Musikpreis ausgezeichnet worden, erst als dritte Frau in der bald 50-jährigen Geschichte dieses "Nobelpreises" der Musik. 1966 in Lahr im Schwarzwald geboren, nah an der französischen Grenze, hat Tabea Zimmermann das Bratschenspiel bei Ulrich Koch in Freiburg und bei Sándor Vegh in Salzburg gelernt. Seit Jahrzehnten gibt sie ihre immense Erfahrung an die junge Generation weiter, seit über zwanzig Jahren als Professorin an der Musikhochschule "Hanns Eisler" in Berlin, wo sie auch lebt.
In unterschiedlichen Facetten bringt sich Tabea Zimmermann in der laufenden Saison als "Artist in Residence" beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ein. Ein neuerlicher Auftritt bei der musica viva ist für sie selbstverständlicher Bestandteil ihrer Residenz - so bringt sie in der ambitionierten Konzertreihe ein Auftragswerk von Nikolaus Brass mit dem poetischen Titel "In der Farbe von Erde" zur Uraufführung. Außerdem wird sie im April ein ganzes BRSO-Konzert von der Bratschengruppe aus leiten, in dem sie Werke von Hartmann und Schostakowitsch präsentiert und als Solistin auftritt: in den schmerzlichen Reflexionen "Lachrymae" über einen Dowland-Song von Benjamin Britten.
Zum Internationalen Frauentag am 8. März spricht Tabea Zimmermann, eine meinungsstarke Musikfrau, über das Abenteuer Neue Musik, über ihr Rollenverständnis als Konzertsolistin und über die Faszination Kammermusik als Keimzelle allen Musizierens. Aber auch über die gesellschaftliche Aufgabe von Musik und ihre Rolle als Frau in einem immer noch männerdominierten Musikbetrieb. Ausschnitte aus der Brass-Uraufführung und den "Lachrymae" sowie aus ihrer riesigen Diskografie, die von Bach bis zur Gegenwart reicht, runden das Gespräch ab. In der zweiten Stunde des Konzertabends ab 21 Uhr sind dann drei komplette Werke mit Tabea Zimmermann zu hören: das jüngst mit dem BRSO unter Iván Fischer musizierte, schwerblütige Violakonzert des Briten William Walton, das einzigartige Streichquartett "Ainsi la nuit" des französischen Klangmagiers Henri Dutilleux, eingespielt vom Arcanto Quartett mit ihr als Bratschistin, und als Beitrag zum 150. Geburtag von Max Reger die Bach-nahe erste seiner drei Suiten für Viola solo.