Bildquelle: Dario Acosta
Er ist 45, kommt aus Spanien, ist in der Alten Musik ebenso zuhause wie in der Neuen - und brennt für die Musik Richard Wagners: Im Sommer wird Pablo Heras-Casado mit der "Parsifal"-Neuproduktion die Bayreuther Festspiele eröffnen und damit sein Debüt auf dem Grünen Hügel geben. Zum Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks kehrt Heras-Casado mit einem spannenden Panorama der Musik des 20. Jahrhunderts zurück. Hauptwerk ist Igor Strawinskys erste Theaterarbeit für Sergej Diaghilews legendäre Pariser Kompanie Les Ballets Russes, der in allen Farben schillernde "Feuervogel". Die Uraufführung 1910 war ein Riesenerfolg beim Pariser Publikum und bescherte dem noch unbekannten Komponisten seinen Durchbruch. Zuvor gibt es eine Wiederbegegnung mit dem Weltbürger Yefim Bronfman, der diesmal das neue Klavierkonzert der 1950 in Leningrad geborenen Komponistin Elena Firsova mitbringt - erst im Juni 2022 hatte Bronfman das für ihn geschriebene, unter anderem vom Amsterdamer Concertgebouw-Orchester bestellte Werk dort uraufgeführt. Man darf gespannt sein auf die surreale Klangwelt Firsovas, die von Edison Denissow geprägt wurde, nach anfänglichen Erfolgen in der Sowjetunion später in Ungnade fiel und 1991 nach England ausreiste, wo sie seither lebt. Und an den Anfang setzt Heras-Casado eine Hommage zum 100. Geburtstag von György Ligeti: 1967 ließ der Klangpionier aus Siebenbürgen seinem Orchesterstück "Atmosphères", einem Schlüsselwerk der Neuen Musik, eine weitere Kostprobe seiner damals neuartigen Kompositionstechnik folgen, die er "Mikropolyphonie" nannte. In "Lontano - Entfernt" bezog Ligeti noch stärker die räumliche Perspektive in seine ständig oszillierenden, sich raffiniert überlagernden Klangfelder ein - ein Effekt, den der Komponist so beschrieb, "wie wenn man aus grellem Sonnenlicht in ein dunkles Zimmer tritt und die Farben und Konturen erst nach und nach wahrnimmt."