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Mit der einzigen Gewissheit, dass nichts so bleiben durfte, wie es war, raste die Zeit voran und schien sich selbst zu überholen. Dada war der letzte Schrei. "Maler malten mit der linken Hand, um ihr Können zu verlernen", so beschreibt es ein Chronist der Zwanziger Jahre. In der Musik trieb es Erwin Schulhoff auf die Spitze. Unter dem Titel "In futurum" und im Zeitmaß "zeitlos" komponierte er - mehr als drei Jahrzehnte vor John Cage - ein Stück aus lauter Pausen. Aber auch die schrägsten Utopien hielten mit der Realität kaum Schritt. Spätestens im November 1923, als das Porto für einen Inlandsbrief 10 Milliarden Mark betrug, war ein Punkt erreicht, an dem jede Vorstellungskraft versagte. In der Musik jedoch hatte die Zukunft gerade erst begonnen, und auch der schon totgesagte Futurismus kam noch einmal in Fahrt. Luigi Russolo in Paris brachte mit seinem "Arco enarmonico" und "Rumorarmonio" die Emanzipation des Geräuschs in der Musik voran - bis der Lärm des Weltgeschehens auch sie verschluckte. Wirklich durchgesetzt hat sich keine der Instrumenten-Neuentwicklungen der zwanziger Jahre. Erst der Synthesizer hat das Interesse an Russolos "Intonarumori" und anderen Vorläufer-Erfindungen wie dem Trautonium und Theremin neu belebt. Das "Musikfeature" horcht zurück in die Vergangenheit der Moderne, speziell ins Jahr 1923, als mit Arthur Honeggers Eisenbahn-Stück "Pacific 231" ein ikonisches Werk dieser rasenden Zeit entstand.