BR-KLASSIK

BR Franken BR-KLASSIK - Tafel-Confect

Am Mikrofon: Dirk Kruse

Musik vom Mittelalter bis Mozart, frisch zubereitet und mundgerecht serviert. Jeden Sonntag auf dem Menü: ein Top Hit der Alten Musik, sorgfältig ausgewählt und liebevoll präsentiert. Dazu gibt es Kostproben aus der CD der Woche. Das Tafel-Confect ist der Treffpunkt der Originalklang-Szene – übrigens schon seit 1952.

Graue Theorie - bunt interpretiert
Sie waren eine Qual für die Schüler - uns unterhalten sie am Sonntagmittag: Stücke aus musikalischen Lehrwerken der Renaissance und des Barock. Keine Angst, das wird alles andere als eine staubtrockene Sendung! Der hochgelehrte Jesuiten-Pater Athanasius Kircher etwa druckte in einer Abhandlung über den Magnetismus eine neapolitanische Tarantella ab - zum Beweis der physikalischen Wirkung mancher Musikstücke. Johann Mattheson zeigt, dass pädagogische Stücke durchaus „con spirito“ verfasst sein können, und Carl Philipp Emanuel Bach verbreitet mit seinen „Probstücken“ alles andere als trockenen Unterrichtsstoff. Die übrigen Stücke dieses gelehrsamen Tafel-Confects sind zwar nicht aus Lehrbüchern entnommen, dennoch sind sie allesamt von Komponisten geschrieben, die ihr Wissen auch in Traktaten weitergaben: von Johannes Tinctoris, der die Kunst der franko-flämischen Vokalpolyphonie beschrieb, bis zu Jean-Philippe Rameau, der die moderne Harmonielehre begründete; von dem wandelnden Musiklexikon Michael Praetorius, der aber die anmutigsten Tanzsätze schrieb, bis hin zu Leopold Mozart, der unzählige Schüler mit seinem Violinlehrbuch traktierte, darunter wohl auch seinen armen Sohn.