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Er ist eine der überragenden Dirigentenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts: Durch seinen betont sachlichen, werkdienlichen, aber keineswegs emotionslosen Musizierstil hat Otto Klemperer Interpretationsgeschichte geschrieben. Klemperer, 1885 im schlesischen Breslau geboren, studiert in Frankfurt und Berlin Klavier und bei Hans Pfitzner auch Komposition und Orchesterleitung. Folgenreich für sein ganzes Musikerleben wird 1905 Klemperers Begegnung mit Gustav Mahler, dem er assistiert und der ihm eine Kapellmeister-Stelle am Deutschen Landestheater in Prag verschafft. Weitere Positionen an großen deutschen Opernhäusern in Hamburg, Köln und Wiesbaden folgen. Legendär wird Klemperers Ära als Leiter der Berliner Krolloper - ab 1927 bis zur Schließung des multifunktional genutzten, historischen Ballhauses 1931 entrümpelt Klemperer die Opernszene mit gleichgesinnten Regisseuren wie Jürgen Fehling oder Gustav Gründgens und innovativen Bühnenbildnern wie Caspar Neher oder Oskar Schlemmer.
Hatte Klemperer bereits in Köln Opern von Korngold, Zemlinsky und Schreker aus der Taufe gehoben, so verstärkt er nun sein Engagement fürs zeitgenössische Musiktheater und präsentiert an der Krolloper zahlreiche Ur- und Erstaufführungen von Schönberg, Hindemith, Strawinsky, Krenek oder Janáček in maßstabsetzenden Produktionen. 1933 emigriert der aus einer jüdischen Familie stammende Klemperer vor dem Nazi-Terror in die USA, wird Chef des Los Angeles Philharmonic und nimmt dort Kompositionsunterricht bei Schönberg. Eine Gehirntumor-Operation 1939 erzwingt eine lange Auftrittspause und hat Lähmungen zur Folge. Bis zu seinem Tod 1973 in Zürich arbeitet Klemperer in Budapest, Berlin und London.
Zum 50. Todestag am 6. Juli widmet BR-KLASSIK dem Jahrhundert-Dirigenten die erste Stunde des "Vormittags" am Donnerstag: Da ist Klemperer vor allem mit seinem Londoner Philharmonia Orchestra zu erleben, das ihn 1959 zum Chefdirigenten auf Lebenszeit ernannt hat. Neben symphonischen Highlights aus Opern von Wagner und Humperdinck stehen eine Konzertarie von Mozart mit der großen Elisabeth Schwarzkopf und der "Merry Waltz" aus Klemperers einziger Oper "Das Ziel" in historischen Aufnahmen auf dem Programm. Zuvor schon wird der bahnbrechende Mahler-Dirigent Otto Klemperer mit einer Referenzaufnahme des "Liedes von der Erde" am Montagabend (22.05 - 23.10) gewürdigt: Mit Stars wie Christa Ludwig und Fritz Wunderlich hebt seine Londoner Einspielung von 1964 tatsächlich in kosmische Sphären ab.