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Freitag, 08.09.2023

18:05 bis 19:30 Uhr

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John Storgards | Bildquelle: © Marco Borggreve

Bildquelle: © Marco Borggreve

FESTSPIELZEIT BBC Proms

BBC Philharmonic Orchestra

Das traditionsreiche BBC Philharmonic, eigentlich in Manchester daheim, ist das Residenzorchester der populären Proms-Konzerte in der Londoner Royal Albert Hall. Am 9. August präsentierte der finnische Chefdirigent John Storgårds, der in seiner Heimatstadt Helsinki an der Sibelius-Akademie beim großen Jorma Panula studiert hat, ein beziehungsreiches Programm mit mancherlei Entdeckungen. Hauptwerk war ein Geburtstagsgeschenk für den vor 150 Jahren geborenen Sergej Rachmaninow: Der totale Misserfolg der vom Dirigenten Alexander Glasunow schlecht vorbereiteten Uraufführung seiner Ersten Symphonie 1879 stürzte den blutjungen Rachmaninow in eine schwere Krise und Schreibblockade, aus der er erst drei Jahre später durch psychotherapeutische Behandlung mittels Hypnose herausfand - und mit dem legendären c-Moll-Klavierkonzert einen Welthit landete. Im Zentrum des Konzerts standen Orchesterlieder zweier bemerkenswerter Frauen. Zunächst sang die britische Mezzosopranistin Sarah Connolly zum Gedenken an die vor hundert Jahren frühverstorbene kroatische Spätromantikerin Dora Pejačević vier Lieder nach Gedichten von Literaten aus ihrem Bekanntenkreis, vom "Arbeiterdichter" Karl Friedrich Henckell, von Karl Kraus und Rainer Maria Rilke. Während Pejačević ihre Lieder selbst meisterhaft orchestriert hat, übernahmen diese Aufgabe bei drei Gedicht-Vertonungen von Alma Mahler, die ausschließlich Klavierlieder hinterlassen hat, die britischen Komponisten-Brüder Colin und David Matthews. Alma Mahler - Muse, Geliebte und Ehefrau berühmter Männer wie Gustav Mahler, Walter Gropius, Oskar Kokoschka, Franz Werfel und vieler anderer - war als schillernde Grande Dame der Mittelpunkt der Wiener Salons. Im Stil des Fin de Siècle komponierte sie die in London präsentierten Lieder nach Texten von Richard Dehmel, Otto Julius Bierbaum und gleichfalls von Rilke. Den Abend eröffnete John Storgårds mit einer Hommage an London - wurde doch dort 1826 Carl Maria von Webers letzte Oper "Oberon" triumphal uraufgeführt. Allerdings hat sich nur die prachtvolle Ouvertüre mit ihrem charakteristischen Hornruf im Repertoire gehalten - Inbegriff deutscher Romantik.

Leitung: John Storgårds
Solistin: Sarah Connolly, Mezzosopran
Carl Maria von Weber: "Oberon", Ouvertüre; Dora Pejačević: Lieder; Alma Mahler: Drei Lieder; Sergej Rachmaninow: Sinfonie Nr. 1 d-Moll
Aufnahme vom 9. August 2023

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