Bildquelle: Frank Alexander Rümmele
Ihr ist keine Partitur zu schwer: Tamara Stefanovich liebt Herausforderungen - und nicht zuletzt deshalb auch die Klaviermusik von György Ligeti. "Ich habe die Klavierkonzerte von Brahms und Rachmaninoff gespielt und dachte, ich bin ziemlich gut in Form! Aber dann lernte ich die Ligeti-Etüden kennen und hatte das Gefühl: Jetzt muss ich wieder zurück zur Schule", sagt die aus Belgrad stammende Pianistin. Kein Wunder: Mit seinen Stücken wollte der ungarische Avantgardist seine Interpreten bewusst über ihre Grenzen hinausführen. Mal kombiniert er verschiedene Geschwindigkeiten gleichzeitig, mal führt er das traditionelle Konzept der Virtuosität ad absurdum - und manchmal sind in diese raffinerten Stücke absoluter Musik tief existentielle Erfahrungen eines Komponisten eingeschrieben, der den Zweiten Weltkrieg, den Stalinismus und den Holocaust überlebt hat. "Man muss sich selber ein wenig brechen, um das zu spielen! Es geht nicht anders! Die Knochen müssen rausstechen!", sagt Tamara Stefanovich. In ihrem Recital anlässlich von Ligetis 100. Geburtstag in der Reihe "unerHÖRT" in Erlangen, veranstaltet von BR-KLASSIK und dem gVe, verzahnt sie Ligetis Etüden mit Beethoven, Debussy, Skrjabin und anderen.