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Um in Deutschland den Ton anzugeben, führte Adolf Hitler am 9. November 1923 die nationalsozialistische Bewegung in München Richtung Feldherrnhalle. Er hatte auf einen gesamtdeutschen Putsch gesetzt, doch der ging im Jahr 1923 unter - in einem Konzert aus Hyperinflation und politischer Verunsicherung, aber auch fast hysterischer Lebenslust und Aufbruchsstimmung. Musikalisch wurde das Jahr entsprechend von unvergleichlicher Vielschichtigkeit bestimmt. Neue, experimentelle Musik brach mit Traditionen, romanistisches Repertoire erklang in deutschen Konzertsälen, wo für eine Karte surreale Millionenbeträge gezahlt wurden, Oper ging on Air mit dem Beginn des Rundfunks, vaterländische Lieder ertönten im französisch-belgisch besetzten Ruhrgebiet und auch die Idee einer "Deutschen Musik" fand Gehör. Gab es vor dem großen Hintergrundrauschen 1923 bereits einen zersetzenden nationalsozialistischen Sound? Etablierte sich verengende Musik als Transmitter zerstörerischer Ideen? Musik im Trojanischen Pferd?