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Mit dem 40-jährigen David Afkham debütiert ein weiterer Sympathieträger beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks am Pult. Afkham, Sohn eines persisch-indischen Kardiologen und einer deutschen Sängerin, hat in seiner Heimatstadt Freiburg und in Weimar Dirigieren studiert, war 2010 beim ersten "Young Conductors Award" der Salzburger Festspiele siegreich und leitet seit zehn Jahren das Spanische Nationalorchester in Madrid. Zum großen Förderer Afkhams wurde ihm als Stipendiat in Luzern der niederländische Altmeister Bernard Haitink, der Afkham dann auch beim Amsterdamer Concertgebouw-Orchester zu seinem Assistenten machte. Afkham trifft in München also auf ein Orchester, das von seinem Mentor Haitink jahrzehntelang geprägt wurde.
Beim BRSO stellt sich Afkham mit einem spannenden Programm vor. Auch für das Symphonieorchester ist die Vierte Sinfonie des österreichischen Spätromantikers Franz Schmidt Neuland. Seine letzte Sinfonie ist eine Art Requiem für Schmidts Tochter Emma, die 1932 mit nur 30 Jahren bei der Geburt ihres Kindes gestorben war. Das durchkomponierte Monumentalwerk ist eine große Elegie, die sich im Zentrum zu einem düsteren Trauermarsch aufbäumt. Ausdruck des Schmerzes über den Verlust eines geliebten Menschen ist auch Alban Bergs Violinkonzert. Was als Porträt der frühverstorbenen Manon Gropius, einer Tochter Alma Mahlers, zwischen Todeskampf und Verklärung konzipiert war, wurde zu Bergs eigenem Requiem - die Uraufführung 1936 hat er nicht mehr erlebt. Wie leidenschaftlich und schönheitstrunken Zwölftonmusik klingen kann, beweist einmal mehr der Geiger Christian Tetzlaff. Und an den Anfang stellt Afkham ein weiteres Schlüsselwerk der Zweiten Wiener Schule: Anton Weberns Passacaglia Opus 1 war als Gesellenstück gedacht - und ist in Wahrheit ein Geniestreich geworden. Von geheimnisvollem Wispern bis zu hochexpressiven Klangwogen reicht das kühn verdichtete Ausdrucksspektrum, mit dem der junge Webern der Spätromantik neue Bahnen geebnet hat.