Bildquelle: Astrid Ackermann
Noch einmal, nach dem furiosen Violinkonzert mit Augustin Hadelich, erinnert das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks an den wohl populärsten Avantgardisten György Ligeti, der vor hundert Jahren als Sohn ungarisch-jüdischer Eltern in Siebenbürgen geboren wurde. Und hat dafür eine Dirigentin engagiert, die nicht nur, aber auch eine Spezialistin für zeitgenössische Musik ist: Die in Berlin ansässige Südkoreanerin Shiyeon Sung, 2007 Gewinnerin des Bamberger Mahler-Wettbewerbs, hat im letzten Jahr bereits erfolgreich bei der musica viva debütiert. Im ersten Konzertteil präsentiert Sung Ligetis melodiös-tänzerisches "Concert Românesc", in dem der Folkloreforscher Ligeti - ähnlich wie Bartók - rumänische Volksmusik verarbeitet hat: zwar stilisiert, harmonisch leicht angeschrägt, aber spätestens mit seinem finalen Violinsolo unmittelbar mitreißend. Von ganz anderem Zuschnitt ist Ligetis Cellokonzert von 1966, das unhörbar aus dem Nichts beginnt und mit einer "Flüster-Kadenz" in absoluter Stille endet. Der erste Satz erinnert an Ligetis statische Klangflächen-Kompositionen, der turbulente zweite mit seiner figurativen Gestik an instrumentales Theater. Dieser außergewöhnlichen Herausforderung stellt sich der Solocellist des BRSO, Sebastian Klinger. Die beiden Ligeti-Stücke verschränkt Sung mit drei Klassikern von Maurice Ravel. Einer schönen Tradition folgend, kommt auch der Solist in der halsbrecherisch virtuosen Rhapsodie "Tzigane" aus den eigenen Reihen des Symphonieorchesters: Der Konzertmeister Anton Barakhovsky ist hier als geigerischer Rattenfänger gefragt. Ans Ende stellt Sung Ravels komplettes Märchenballett "Ma mère l'oye" und an den Anfang - ungewöhnlich genug - seinen unerbittlich vorwärtsschreitenden, gleichwohl unwiderstehlichen "Boléro".