Bildquelle: Brescia e Amisano © Teatro alla Scala
Die historisch präzise um das Jahr 1560 verortete Geschichte über Krone und Kirche, Politik und Privatsphäre, über die Geschichte vom spanischen Infanten und seiner aussichtslosen Liebe zur Gemahlin Philipps des Zweiten, seines Vaters: Giuseppe Verdis "Don Carlo" also steht am Teatro alla Scala als Inaugurazione (Spielzeiteröffnung) für die Saison 2023/24 auf dem Programm. Die Adaption Schillers darf im bedeutendsten Opernhaus Italiens in aller Frische zum Nachdenken anregen, als Verdis frühestes, lebensweises Alterswerk. In der Titelpartie kann Francesco Meli die seelische Zerbrechlichkeit eines sentimentalen Jünglings zeigen. Als Rodrigo wird Luca Salsi für die Rettung Flanderns argumentieren und im Idealfall eine Balance zwischen pulsierender Energie und flexibler Eleganz bieten. Was es bedeutet, einer Rolle das Antlitz eines von Vereinsamung gezeichneten Lebensgebirges zu geben: Darüber darf der Bassist Michele Pertusi als Philipp grübeln. Die eifersuchtsgeplagte Eboli der Elīna Garanča überzeugt wohl dadurch, dass sie ihren üppigen Mezzosopran nie ordinär ins Feld führt. Und Verdis Wunsch, Gesang in der Oper möge immer ein sinnlich-glühender Spiegel der Seele sein, wird Anna Netrebko im Gewand der Elisabeth beherzigen. Dem hauseigenen Orchester entlockt der Musikdirektor Riccardo Chailly sicher den erforderlichen warm und milde gestimmten Klang. BR-KLASSIK sendet die Premiere um 48 Stunden zeitversetzt aus Mailand.