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Die Bewohner eines von Türken niedergebrannten Ortes suchen Zuflucht in einem griechischen Bergdorf. Hier erfahren sie sowohl Hilfsbereitschaft als auch Ablehnung. Gleichzeitig werden im Dorf die Rollen für das nächste Passionsspiel vergeben. Der junge Hirte Manolios soll Jesus Christus sein. Er identifiziert sich derart mit der Rolle, dass er seine Verlobte zurückweist und eine geschwisterähnliche Verbindung mit der im Dorf verachteten Witwe Katerina eingeht. Die Wundmale Christi fühlend, hält Manolios Reden. Das Volk ist begeistert, die Dorfältesten aber fürchten um ihre Macht und hetzen gegen ihn. Schließlich verflucht der Priester Manolios und nennt ihn einen Aufrührer. Im allgemeinen Tumult wird er vom Judas-Darsteller erschlagen. Nikos Kasandsakis ist der Autor dieser Geschichte. Derselbe Kasandsakis, der mit „Alexis Sorbas“ einen Welterfolg landete! 1948 schrieb er den Roman „Christus wird wieder gekreuzigt“. Bohuslav Martinů machte eine Oper daraus. Posthum kam die Uraufführung in Zürich zustande, 1961. Bei den Salzburger Festspielen 2023 führt uns der französische Dirigent Maxime Pascal den humanistisch beflügelten Ehrgeiz des Komponisten vor: sein tonales Idiom, das zwischen tschechischen Wurzeln und griechischen Anklängen balanciert, Kirchliches und Folkloristisches behutsam einfließen lässt. Das sozialkritische Anliegen weiß Martinu durch eine Musik zu transportieren, die nicht nur religiösen Hörern unter die Haut gehen dürfte - und angesichts der aktuellen Flüchtlingsdebatte dem einen oder anderen sicher durch Mark und Bein. BR-KLASSIK vergegenwärtigt uns kurz vor dem Jahreswechsel einen Höhepunkt des Festspielsommers.