Bildquelle: Danish National Symphony Orchestra
Der dänische Komponist Carl Nielsen ist wie der Finne Jean Sibelius einer der großen Jubilare des Jahres 2015 - beide Nordlichter wurden vor 150 Jahren geboren. Mit einem Live-Konzert aus Kopenhagen am 9. Juni, dem 150. Geburtstag von Nielsen, erreicht die Sendereihe auf BR-Klassik zu seinen Ehren ihren Höhepunkt. Drei Meisterwerke aus unterschiedlichen Schaffensphasen von Nielsen präsentiert das Dänische Nationale Symphonieorchester unter seinem spanischen Gastdirigenten Juanjo Mena, einem Celibidache-Schüler. Mena eröffnet den Abend mit einer festlichen Rarität von 1896, dem "Hymnus amoris" für Soli, Chor, Knabenchor und Orchester. Inspirieren ließ sich der junge Nielsen dazu auf seiner Hochzeitsreise in Padua von einem Fresko Tizians, das in drastischen Farben das "Wunder des eifersüchtigen Ehemannes" ausmalt: Da fleht der reumütige Mörder den Heiligen Antonius von Padua an, seine im Affekt getötete Frau wieder zum Leben zu erwecken - mit Erfolg. Diese Parabel hat Nielsen zu einem lateinischen Hymnus über die Macht der Liebe ins Universale geweitet, in dem er die vier Lebensalter plastisch nachzeichnet und auf Modelle der klassischen Vokalpolyphonie zurückgreift. Anschließend spielt der junge Finne Olli Leppäniemi, Soloklarinettist des Dänischen Nationalorchesters, das weitaus sperrigere Klarinettenkonzert, ein Spätwerk Nielsens. Hauptwerk des Geburtstagskonzerts ist die vierte Symphonie des Jubilars, die mit einem bedrohlichen Pauken-Duell im Finale an die Entstehungszeit mitten im Ersten Weltkrieg erinnert und dennoch - darauf verweist der Beiname "Das Unauslöschliche" - die unbändige Kraft des Lebens feiert. BR-Klassik überträgt das Galakonzert live aus einem der besten Konzertsäle Europas, der sich in dem von Jean Nouvel konzipierten, futuristischen Kubus des Dänischen Rundfunks in Kopenhagen befindet.
(Fridemann Leipold)