Bildquelle: BR/LMN-Berlin
Kollisionen: Bevor "Verbrennungsmotor und Radio Erde und Luft monopolisierten" (Charles Ives), konnte man selbst im New Yorker Central Park die Stille der Nacht erleben. In "Central Park in the Dark" trifft sie auf ferne Geräusche der nächtlichen Stadt - inklusive "Ragtime-Battle" zweier Pianolas, die von einem nahegelegenen Wohnblock herüberklingen, und einer durch die "Szene" laufenden Kapelle: Musik, die ihrer Zeit weit voraus war. Eine zweite Dimension, "dunkler" und "virtuell", erklingt auch im Violakonzert von Sofia Gubaidulina: mittels eines solistischen Streichquartetts, das im Vergleich zu den übrigen Orchesterinstrumenten einen Viertelton tiefer gestimmt ist, wobei die Solo-Bratsche zwischen "Erdverbundenheit" und "himmlischem Streben" (Gubaidulina) vermittelt. Beide Werke bilden den Rahmen des musica-viva-Konzerts am 23. Februar mit Duncan Ward, der als erster Dirigent überhaupt in die Karajan-Akademie der Berliner Philharmoniker aufgenommen wurde und mittlerweile als Gastdirigent international gefragt ist. Im Zentrum steht die Uraufführung von "sparks, waves and horizons" von Minas Borboudakis, der seine zwischen pulsierenden Ostinato-Rhythmen und fragilen Gespinsten changierende Musik selbst als "eine Mischung aus Intensität, Impuls und Neugier" beschrieb. Ebenfalls auf dem Programm: "Čvor" ("Knoten") der serbischen Komponistin Milica Djordjević: Musik, die trotz ihres ausgefeilten Kontrapunkts und der filigranen Details in den Linien einen Eindruck von Stillstand vermittelt - bis der Knoten platzt.