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Die deutsche Dirigentin Joana Mallwitz, 37, und die russische Pianistin Anna Vinnitskaya, 40, haben beide unabhängig voneinander in Corona-Konzerten 2020 bei den Münchner Philharmonikern debütiert. Mitte Juni kamen sie nun zusammen und präsentierten eines der "Schlachtrösser" der Klavierliteratur, das b-Moll-Konzert von Peter Tschaikowsky. Das passte gut, denn gerade dieses Klavierkonzert lebt vom engen Wechselspiel zwischen Solistin und Orchester. Tschaikowskys Dauerbrenner rahmte Joana Mallwitz mit zwei ungarischen Meisterwerken ein, Paradestücken für Spitzenorchester, mit denen die gehypte Dirigentin alles an Brillanz und Klangmagie aus den Münchner Philharmonikern herauskitzeln konnte. Béla Bartóks Tanzpantomime "Der wunderbare Mandarin" hatte bei der Kölner Uraufführung 1926 einen derartigen Theaterskandal ausgelöst, dass der damalige Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer weitere Aufführungen kurzerhand verbot. Das lag vor allem am vorgeblich "unmoralischen" Sujet, das um einen erlösungssüchtigen Chinesen im Zuhälter-Milieu kreist - aber noch heute wirkt die wild pulsierende Musik Bartóks mit ihren schrillen Dissonanzen und jaulenden Glissandi kompromisslos modern. Um die Musik zu retten, erstellte Bartók aus dem Ballett eine Konzertsuite - ein Verfahren, das er auch dem befreundeten Kollegen Zoltán Kodály riet. Im Gegensatz zu Bartók ist Kodálys Singspiel über den Aufschneider "Háry János" seit seiner Budapester Uraufführung im selben Jahr 1926 bis heute ein Riesenerfolg bei seinen Landsleuten. Außerhalb Ungarns hört man im Konzertsaal eben die "Háry-János-Suite", in der man den fantastischen Abenteuern des Titelhelden gerne folgt, auch wenn sie frei erfunden sind. Voller Ironie und Pomp zeichnet Kodály darin das pralle Volksleben, das er mit dörflicher Folklore würzte. Nicht umsonst wurde das Intermezzo in Form eines Verbunkos, eines traditionellen Werbungstanzes, zum Hit.