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Die Feldherrnhalle wird für 8.000 Fans bei "Klassik am Odeonsplatz" zur Opernbühne, wenn Sir Simon Rattle mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks seiner Wagner-Leidenschaft frönt. Schon vor seinem Start als neuer Chefdirigent im Herbst 2023 war sein "Ring"-Projekt mit dem BRSO bis zum "Siegfried" gediehen. Im ersten Konzertteil präsentiert Rattle diesmal Highlights aus dem populärsten Teil der Tetralogie, der "Walküre", die einen klassischen Vater-Tochter-Konflikt zum Inhalt hat. Mit dem bekanntesten Wagner-Hit, dem Walkürenritt, sorgt Rattle gleich zu Beginn für ausgelassene Stimmung unter freiem Himmel, um dann direkt die herzerweichende Schlussszene folgen zu lassen. Da übermannt den Göttervater Wotan das Mitleid mit seiner rebellischen Lieblingstochter Brünnhilde. So dass er die von ihm verhängte Strafe der Menschwerdung durch einen Feuerwall abmildert: Nur ein furchtloser Held wird sie erobern! Zu Recht gilt "Wotans Abschied und Feuerzauber" als einer der magischsten Momente in Richard Wagners "Ring des Nibelungen". Anja Kampe und Michael Volle waren schon in Rattles BRSO-"Ring" mit dabei, jetzt begeistern sie erneut mit dem leidenschaftlichen Dialog zwischen Brünnhilde und Wotan. Zum Kontrast dirigiert Rattle dann nach der Pause die sommerliche Zweite Sinfonie von Johannes Brahms. In typischer Selbstironie schrieb der Komponist 1877 an seinen Verleger: "Die neue Symphonie ist so melancholisch, daß Sie es nicht aushalten. Ich habe noch nie so was Trauriges, Molliges geschrieben: Die Partitur muß mit Trauerrand erscheinen." Genau das Gegenteil ist der Fall: Die idyllische D-Dur-Sinfonie ist mit ihrer liedhaften Melodik die lieblichste und freundlichste der vier Sinfonien von Brahms. Da "Klassik am Odeonsplatz" längst ausverkauft ist, lohnt sich das Einschalten: Zum Auftakt des ARD Radiofestivals präsentiert BR-KLASSIK das Event live im Hörfunk, das BR Fernsehen live-zeitversetzt ab 22.05 Uhr. Und auch auf 3sat ist das Open-Air-Konzert mit Rattle und dem BRSO zu sehen: am Samstagabend, 13. Juli ab 20.15 Uhr.
In der verbleibenden Zeit bis 23 Uhr gibt es einen mitreißenden Mitschnitt vom Chiemgauer Musikfrühling: Unter dem Motto "Capriccio Latino" verbreitete der venezolanische Geiger Alexis Cardenas mit seinem Ensemble Recoveco am 26. April im Traunsteiner Kulturforum südamerikanisches Flair. Auf authentischen Instrumenten wie Gitarre, venezolanischer Kastenhalslaute und mexikanischem Bass begeisterte das Quartett das Publikum mit lateinamerikanischer Folklore und heißen Rhythmen.