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Kurz nach seinem 97. Geburtstag kehrte der phänomenale Herbert Blomstedt ans Pult der Wiener Philharmoniker zurück und präsentierte bei den Salzburger Festspielen ein ganz auf ihn zugeschnittenes Programm. Als tiefgläubigem Menschen mochte ihm Mendelssohns Zweite Sinfonie mit dem Beinamen "Lobgesang" besonders nahe sein, als Blomstedt diese "Sinfonie-Kantate nach Worten der Heiligen Schrift" mit den Sopranistinnen Christina Landshamer und Elsa Benoit, dem Tenor Tilman Lichdi sowie dem Wiener Singverein im Rahmen der "Ouverture spirituelle" realisierte. Der "Lobgesang" war 1840 zur Leipziger Vierhundertjahrfeier der Erfindung des Buchdrucks bei Mendelssohn bestellt worden. Das Werk geriet ihm aber nach drei Instrumentalsätzen, darunter bezeichnenderweise ein Adagio religioso, mit der abschließenden Kantate auf Bibeltexte, die Mendelssohn selbst zusammengestellt hatte, weit universaler. Das von Blomstedt vorangestellte "Schicksalslied" ist letztlich auch ein spirituelles Werk, hat Brahms darin doch das gleichnamige Gedicht Hölderlins über die menschliche Vergänglichkeit angesichts der "schicksallosen Himmlischen" vertont. Brahms indes mochte es nicht bei Hölderlins düsterem Fazit belassen und gab dem niederschmetternden Schlusschor ein versöhnliches Nachspiel - die "kompositorische Verwirklichung des Prinzips Hoffnung", befand der Musikwissenschaftler Christian Martin Schmidt. Schließlich lautete das Motto der "Ouverture spirituelle" in Salzburg heuer "Et expecto - und ich erwarte" aus dem apostolischen Glaubensbekenntnis und verhieß damit Hoffnung auf ein Jenseits, Trost und Zuversicht.