Bildquelle: Matthias Heyde
Er gehört zu den herausragenden Chor-Neugründungen der frühen Nachkriegszeit - das Vokalensemble des Rundfunks im amerikanischen Sektor Berlins, kurz: der RIAS Kammerchor, gegründet 1948. Heute, über 75 Jahre danach, hat das Elite-Ensemble längst überall in der Welt einen großen Namen, wurde mit vielen internationalen Preisen dekoriert und 2010 von der englischen Fachzeitschrift "Grammophone" in seine Liste der zehn besten Chöre der Welt aufgenommen. Neben der Pflege des traditionellen Repertoires war für den RIAS Kammerchor von Anfang an die Förderung der zeitgenössischen Musik eine Hauptaufgabe. Später kam die Alte Musik hinzu, auch in Zusammenarbeit mit prominenten Originalklang-Ensembles. Seit 2017 ist der 1975 in Lancaster geborene Brite Justin Doyle Chefdirigent und Künstlerischer Leiter des RIAS Kammerchores, ehemaliger Chorknabe an der Londoner Westminster Cathedral und Choral Scholar am King’s College in Cambridge - ein Musiker, der gleichermaßen eine Vorliebe für die "alte" Vokalpolyphonie wie für die Chormusik unserer Tage hegt.
Neue Musik und Musica Antiqua standen auch auf dem Programm des A-cappella-Gastkonzerts des RIAS Kammerchores unter der Leitung von Justin Doyle beim diesjährigen Kissinger Sommer. Unter dem Motto "Stella maris" (Stern des Meeres), einem Attribut der Mutter Jesu, stand Musik der Marienverehrung im Zentrum des Abends. Der erste Teil konfrontierte die "Missa Ave Maris Stella" des spanischen Renaissance-Meisters Tomás Luis de Victoria mit zeitgenössischen Marienmotetten des Finnen Einojuhani Rautavaara und der Briten Rory Wainwright Johnston und James MacMillan. Der zweite Teil verband dann die Messe G-Dur des französischen Neoklassizisten Francis Poulenc mit Renaissance-Motetten von Victorias Zeitgenossen und Landsmann Francisco Guerrero.