Bildquelle: Salzburger Festspiele / Marco Borrelli
Riccardo Muti ist seiner lebenslangen Neugier, seinem Forschergeist und seiner Lust auf neue Herausforderungen auch mit nunmehr 83 Jahren bis heute treu geblieben. Das zeigt sich erst jetzt wieder bei den Salzburger Festspielen, wenn Muti bei seinen traditionellen Matinéen mit den Wiener Philharmonikern rund um den Feiertag Mariä Himmelfahrt zum ersten Mal Anton Bruckners monströse Achte Sinfonie dirigiert! Und damit auch einen gewichtigen Beitrag zum 200. Geburtstag des großen österreichischen Symphonikers leistet. Das Unverständnis des Dirigenten Hermann Levi, dem Bruckner seinen kühnen Wurf in der Urfassung vorgelegt hatte, stürzte den Komponisten in die schwerste Krise seines Lebens. Die Revision des monumentalen Werkes bescherte Bruckner 1892 dann allerdings einen triumphalen Uraufführungserfolg in Wien. "Diese Symphonie ist die Schöpfung eines Giganten", befand der Komponist Hugo Wolf damals, "und überragt an geistiger Dimension, an Fruchtbarkeit und Größe alle anderen Symphonien des Meisters." Es spricht allerdings viel dafür, die von Robert Haas 1939 publizierte Mischfassung aufzuführen, die sozusagen ein Best-of aus beiden Fassungen Bruckners bietet, aus der originalen und der revidierten - wie Christian Thielemann legt nun auch Riccardo Muti seiner Salzburger Aufführung diese Version zugrunde. "Meine Achte ist ein Mysterium", wusste schon Bruckner selbst. Die zeitlichen Dimensionen dieser c-Moll-Sinfonie, ihre formalen Neuerungen und harmonischen Spannungen mochten die Zeitgenossen überfordert haben. Und unfassbar, ja transzendent wirkt bis heute die überwältigende Mischung aus Klangarchitektur und Ausdrucksgewalt, aus Gedankentiefe und Poesie in dieser Sinfonie. BR-KLASSIK überträgt das Ereignis am Feiertagsmorgen live aus dem Großen Festspielhaus in Salzburg.