Bildquelle: © picture alliance / United Archives | kpa
Er war zur rechten Zeit am rechten Ort. Auf Donald McIntyre fiel die Wahl von Pierre Boulez, als es in Bayreuth 1976 einen Wotan-Darsteller zu finden galt: genau hundert Jahre nach der ersten zyklischen Aufführung von Wagners „Ring“-Tetralogie! Die tragische Figur des Göttervaters konnte von Donald McIntyre aus gesundem Abstand betrachtet - und mit großer Gelassenheit bewältigt werden. Denn der stets freundlich wirkende Sänger kam als Neuseeländer doch tatsächlich vom andern Ende der Welt! Wen wunderte es da, dass seine Wotan-Interpretation von Unvoreingenommenheit geprägt war? Die viel Wärme verströmende Stimme gehörte einem Künstler, dessen noble Erscheinung sich mit Speer, Gehrock und Augenklappe verband: für Wotans Abschied und Feuerzauber in der „Walküre“ platzierte Regisseur Patrice Chéreau McIntyre suggestiv vor der „Toteninsel“ - in einem durch Arnold Böcklins Gemälde inspirierten Bühnenbild. Zum 90.Geburtstag von Donald McIntyre gratuliert BR-KLASSIK mit einer "con passione"-Sendung, in der es unabhängig davon ein frisch auf CD erschienenes "Siegfried"-Dokument von 1955 gibt: mit der Tenorlegende Wolfgang Windgassen, der vor 50 Jahren gestorben ist.