Bildquelle: © Andreas Pehl
Wenn die Sonne hinter den schneebedeckten Gipfeln am Fjord versinkt, ist sie gekommen: die Zeit der Trolle und unterirdischen Wesen, die Norwegens Wälder und Gebirge besiedeln. Sobald es dunkel wird, kommen sie aus ihren Höhlen, steigen aus den Wasserfällen an Land oder ziehen um die Häuser und Scheunen, um die Menschen zu erschrecken.
Bereits die mittelalterlichen isländischen Sagas berichten von Trollen und Riesen, von Huldra und Nøkk, die Wikinger fürchteten fast nichts - nur vor den Schattenwesen und Untoten hatten sie Respekt, die als Åsgårdsreien, als Wilde Jagd mit den Nordlichtern über den Himmel zogen. Viele dieser Wesen, allen voran Trolle und Nisse, haben norwegische Komponisten inspiriert und tauchen in Musikstücken auf, mal trampelnd in der Halle des Bergkönigs, mal Weihnachtsgrütze schmatzend in der Scheune. Stargeiger Ole Bull soll seine Fiedelkunst mittels eines Müllerburschen von einem Fossegrim gelernt haben. Edvard Grieg nannte sein Heim in der Nähe von Bergen Troldhaugen, Trollhügel, und hatte einen kleinen Troll als Maskottchen. Doch auch die Wesen selbst sind äußerst musikalisch, wie ein Blick in die skandinavischen Märchen, Sagen und Legenden zeigt. Die kuhschwänzige Huldra verzaubert Männer mit ihrem Gesang, der Nøkk lehrt den Menschen das Spiel auf der Hardangerfiedel, dem norwegischen Nationalinstrument, die Unterirdischen erschrecken die Menschen mit unwiderstehlichem Wohlklang aus der Tiefe.
Zusammen mit dem Skandinavisten und Mediävisten Rudolf Simek und norwegischen Musikern und Musikwissenschaftlern erkundet Andreas Pehl die musikalische Seite der nordischen Mythologie.