Bildquelle: Astrid Ackermann
Am Ende einer kräftezehrenden Tournee gastierten Mariss Jansons und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks am 8. November 2019 in der New Yorker Carnegie Hall. Zwar ging es dem lettischen Pultstar damals schon sehr schlecht. Aber niemand ahnte, dass dieses Konzert sein letztes werden würde - nur wenige Wochen später, am 1. Dezember 2019, erlag Jansons mit 76 Jahren in seiner Wahlheimat Sankt Petersburg seiner Herzerkrankung. Bis zu seinem Tod war Jansons der fünfte Chefdirigent in der Geschichte des BRSO - 16 Jahre lang er hat sein Orchester geprägt. Nach seiner ruhmreichen Ära beim Oslo Philharmonic war Jansons mit seiner Mischung aus Präzision und Leidenschaft, aus Können und Herzblut der perfekte Maazel-Nachfolger. Seit seinem Amtsantritt 2003 verfolgte Jansons das Konzerthaus-Projekt im Münchner Werksviertel mit Verve. 2013 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Ernst von Siemens Musikpreis geehrt, auch "Nobelpreis der Musik" genannt.
Zum 5. Todestag würdigt BR-KLASSIK den unvergessenen Dirigenten am Pult des BRSO mit drei Sondersendungen. Den Auftakt macht der Konzertabend am Freitag, 29.11. (20.03), der mit der düster-fratzenhaften Sechsten Sinfonie die Schostakowitsch-Kompetenz von Jansons in Erinnerung ruft. Quasi im Nachgang zum Totensonntag folgt das monumentale "War Requiem" von Benjamin Britten. Britten hatte sein erschütterndes Werk zur Wiedereröffnung der kriegszerstörten Kathedrale von Coventry 1962 geschaffen - wie ein Mahnmal an den verheerenden Luftangriff der Nazis 1940 ragt die Kirchenruine aus dem Neubau heraus. Der Chor des Bayerischen Rundfunks, dessen Chefdirigent Jansons qua Amt gleichfalls war, tritt dann sendungsfüllend am Samstag, 30.11. in "Cantabile" (13.05) auf den Plan - mit Beethovens Goethe-Ode "Meeresstille und gückliche Fahrt", mit Schuberts inniger G-Dur-Messe und dem hymnischen Credo aus Gounods "Cäcilienmesse". Am 5. Todestag selber, also am Sonntag, 1.12. bietet die Symphonische Matinée (10.05) schließlich ein Advents-Programm mit Jansons und dem BRSO, das seine Repertoirebreite widerspiegelt. Auf die "Pastorale" aus dem gefeierten Beethoven-Zyklus von Jansons folgt Mozarts A-Dur-Klavierkonzert KV 488 mit Rudolf Buchbinder als Solist und die majestätische Orgel-Sinfonie von Camille Saint-Saëns. Und zum Auftakt demonstriert der traumhafte Pax de deux aus dem "Nußknacker"-Ballett die leidenschaftliche Tschaikowksy-Affinität von Jansons.