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Die Kindheit Renata Tebaldis war überschattet von Armut und der Trennung der Eltern. Dazu kamen die Folgen einer Kinderlähmung, mit der sich später die darstellerische Zurückhaltung der Tebaldi auf der Bühne erklärte. Als 1946 in Mailand das Teatro alla Scala wiedereröffnet wurde, durfte sich die Hochbegabte auf Händen getragen fühlen: von keinem Geringeren als Arturo Toscanini, ihrem wichtigsten Mentor! An Italiens größtem Opernhaus entzückte Renata Tebaldi das Publikum, bevor ihr die New Yorker Metropolitan Opera breite Entfaltungsmöglichkeiten bot. Seit ihrem Debüt als Desdemona 1955 brachte sie es in knapp zwanzig Jahren an der MET auf rund 250 Vorstellungen.
Die Wärme ihres von purem Wohlklang beherrschten Vortrags fand viele Bewunderer: ihre Mezza-voce-Kunst der Legato-Bögen, mit halber Stimme überaus weich und makellos artikuliert. Auch ihr schwerelos anmutendes Pianissimo, das sie in der Höhe wirkungsvoll einsetzte. Die Stimme entfaltete in der Mittellage eine selten anzutreffende, humane Kraft voller Würde. Das Prädikat "Engelsstimme", "voce d‘angelo", gönnte man Renata Tebaldi gerade deshalb, weil ihre Bühnenfiguren, bei aller suggerierten Willensstärke, oft schutzbedürftig wirkten. BR-KLASSIK erinnert an die große Sängerin zu ihrem 20. Todestag: in der Sendung "con passione".