Bildquelle: Bayerische Schlösserverwaltung
Mit einem facettenreichen Programm haben die Münchner Philharmoniker Mitte Januar ihren Saison-Schwerpunkt "American Dream" eröffnet. Ans Pult kehrte der noch nicht 30-jährige Grazer Patrick Hahn, Wuppertaler GMD und Erster Gastdirigent beim Münchner Rundfunkorchester, mit einem rein amerikanischen Programm zurück. Für die Europäische Erstaufführung von Joan Towers Cellokonzert "A New Day" brachte Hahn den 55-jährigen Berliner Alban Gerhardt mit, der sich mit Verve in den hochexpressiven Solopart stürzte. Mit 86 Jahren ist Joan Tower die Grand Old Lady der amerikanischen Komponistinnen-Szene. Ihr Cellokonzert hat sie für Alisa Weilerstein geschrieben, die es 2021 beim Colorado Music Festival uraufgeführt hat. Und zum Titel "A New Day" äußerte Tower: "Ich habe die Musik mit Liebe für Jeff geschrieben, meinen Partner seit 48 Jahren, der im April 2021 94 Jahre alt wurde. Während ich dieses Stück komponierte, wurde mir klar, dass unsere lange gemeinsame Zeit immer kürzer und mit jedem neuen Tag wertvoller wurde ...".
Hauptwerk in Patrick Hahns Programm war die monumentale Zweite Sinfonie des amerikanischen Klangpioniers Charles Ives, dessen 150. Geburtstag die Musikwelt kürzlich gefeiert hat. Recht melodisch, eingängig, teils sogar idyllisch kommt das aparte Werk daher. 1897, im Todesjahr von Johannes Brahms, begann Ives als Student mit der Komposition - und das hört man dem Werk durchaus an, in dem Ives außerdem populäre Melodien seiner Heimat, Bürgerkriegslieder, College-Songs, Kirchen-Hymnen und Zitate aus der Musikgeschichte verarbeitet hat. Ernst und humorvoll zugleich, endet das Werk mit einem dissonanten Akkord. Und als perfekten Opener setzte Rouvali das letzte Werk des afroamerikanischen Jazz-Giganten Duke Ellington an den Anfang: In seiner Ballettmusik "Three Black Kings" huldigte Ellington dem Sterndeuter Balthasar, dem biblischen König Salomo und dem Bürgerrechtler Martin Luther King. Ein Fest des Bigband-Sounds, des Dancehall-Swings und des Gospel-Feelings, in dem Matthias Ambrosius, Klarinettist bei den Münchner Philharmonikern, den Saxophon-Part übernahm.