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Am 1. Januar hat Leon Weintraub seinen 99. Geburtstag gefeiert. Als ihm BR-KLASSIK-Autorin Sylvia Schreiber gratulierte, meinte er: "Es geht mir geradezu unverschämt gut". Dabei hätte sein Leben, wäre es nach den deutschen Nazis gegangen, schon mit 18 Jahren zu Ende sein sollen. Als Leon Weintraub von Lodz ins Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau deportiert wird. In einem Anfall von Mut entkommt er aus dem Lager, kurz bevor sein Block vergast wird und wird als Elektriker im KZ Groß-Rosen eingesetzt. Dass er dann, nach dem Krieg, in Göttingen Medizin studiert und Frauenarzt und Geburtshelfer wird, also das Leben anderer Menschen zu seinem Lebensinhalt macht, zeigt seine außergewöhnliche Persönlichkeit und seinen starken Willen. In der Zeit als Student entdeckte er auch seine Liebe zur klassischen Musik. Die erste Platte mit Beethovens Violinkonzert und dem Solisten Yehudi Menuhin erwirbt er im Tauschgeschäft gegen Schokolade und Zigaretten aus seinem Lebensmittelpaket der UNRRA (United Nations Relief and Rehabilitation Administration).
Bis heute liebt Leon Weintraub das Konzert, hat eine Sammlung mit über 150 verschiedenen Einspielungen und entdeckt immer wieder neue Nuancen. In "Meine Musik" erzählt der Holocaustüberlebende über seine Liebe zur Musik - er singt selbst ein paar Takte aus einem jiddischen Lied und aus einem deutschen Schlager über die Germanen! Zudem gibt er einen Einblick in die Rede, die er am 27. Januar in Auschwitz zur 80-jährigen Befreiung des KZs halten wird.