Bildquelle: picture-alliance/dpa
"Oper hinter Gittern"?
Zum 50. Todestag von Luigi Dallapiccola
Eine "con passione"-Ausgabe unter dem Motto: "Oper hinter Gittern"? Das ist naheliegender als gedacht, denn gefühlt zwei Drittel aller Opern spielen zumindest teilweise in Gefangenschaft: Sei es im noch relativ komfortablen Serail, im klassischen Kerker oder im unmenschlichen Gulag - das Musiktheater bietet da eine große Auswahl. Bisweilen sind es ganze Völker, die verschleppt und in der Fremde versklavt werden. So wie in biblischen Zeiten die Hebräer unter der Knute der Babylonier litten, sich aber immerhin mit Verdis berühmtestem Opernchor "Va pensiero" trösten konnten. Weitaus weniger bekannt ist Luigi Dallapiccolas am Ende des Zweiten Weltkriegs entstandener Einakter "Il Prigioniero": Er spielt in einem Gefängnis der spanischen Inquisition, der namenlose Gefangene ist offenbar ein flandrischer Freiheitskämpfer. Der Schatten König Philipps II. lastet auf dem albtraumartig schemenhaften Geschehen, das Dallapiccola als Tragödie der millionenfachen Verfolgung konzipierte. In einer Zeit, in der viele seiner Landsleute einer populistischen Italianità frönten, bezog Dallapiccola künstlerisch Position gegen Faschismus Unterdrückung und Gewalt. Heute gelten seine Opern als Klassiker der Moderne.