Bildquelle: Bayerische Schlösserverwaltung
Zwei Jungstars debütierten Anfang Januar in der Reihe der Akademiekonzerte des Bayerischen Staatsorchesters - obwohl beide keine Neulinge an dem Haus waren: Der 31-jährige Dachauer Thomas Guggeis, Generalmusikdirektor der Oper Frankfurt und Staatskapellmeister an der Berliner Staatsoper Unter den Linden, hatte sich für sein Konzeptprogramm zum Thema Wassernixen die erst 28-jährige russische Mezzosopranistin Aigul Akhmetshina als Solistin geholt. Mit ihr musizierte Guggeis das selten zu hörende "Poème de l'amour et de la mer" von Ernest Chausson. Die Vertonung eines Gedichts von Maurice Bouchor spiegelt das Aufblühen und Verwelken einer Liebe in den Stimmungen des Meeres und der Natur - schwerblütige Musik von köstlichem Duft und morbidem Flair. Als Hauptwerk seines reizvollen Programms dirigierte Guggeis die monumentale Tondichtung "Die Seejungfrau" von Alexander Zemlinsky, die nach dem Märchen von Hans Christian Andersen die unerfüllte Liebe einer Wassernixe im Stadium ihrer Menschwerdung schildert - zum Verstummen verdammt, kann sie den Prinzen nicht von ihrer Nebenbuhlerin abhalten und findet doch als Luftgeist Erlösung. Zwischen Wagner und Strauss entfesselt Zemlinsky einen spätromantischen Klangrausch im Geist des Fin de siècle. In der "Seejungfrau" verarbeitete Zemlinsky aber auch seinen Schmerz über die Trennung von seiner Schülerin Alma Schindler, die sich bekanntlich Gustav Mahler zugewandt hatte. Seinem Schüler und späteren Schwager Arnold Schönberg hingegen blieb Zemlinsky lebenslang freundschaftlich verbunden. Als perfekten Opener zu seinem Meeres-Programm präsentierte Guggeis Mendelssohns Ouvertüre von der "Schönen Melusine", die mit ihrem munteren Wellenspiel nahtlos an den Mythos von Undine, Rusalka und all ihren Schwestern anknüpft.