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Schon in der dritten Saison ist Jörg Widmann, Komponist, Dirigent und Klarinettist, nun einer von drei "Associated Conductors" beim Münchener Kammerorchester. Beim jüngsten Konzert unter seiner Leitung stand Robert Schumann im Fokus, dessen Musik durchaus tiefdunkle, abgründige Seiten hat und damit gut zum Spielzeit-Motto "Nachtwache" beim MKO passt. Wie viele zeitgenössische Komponisten hat die poetisch durchdrungene Seelenmusik Schumanns auch Jörg Widmann zu eigenen Kompositionen inspiriert. Im Zentrum seines Schumann-Programms standen denn auch Widmanns "Fünf Albumblätter" für Violoncello und Orchester, die als Prüfungsstück des Concours Reine Elisabeth 2022 in Brüssel ihre Uraufführung erlebten. Nicht nur in Satztiteln wie "Adagio ohne Allegro", "Lied im Volkston" oder "Mit Humor" nimmt Widmann auf Schumanns Welt Bezug - er verwebt auch Zitate in seine Musik und stellt sie in einen glitzernden Hallraum. Der typische Schumann-Ton scheint immer wieder durch in Widmanns "Albumblättern", die auch einen kessen "Bossa Nova für Clara und Robert" bereithalten. Den attraktiven Solopart übernahm Nicolas Altstaedt, in der laufenden Saison Residenz-Künstler beim MKO, mit dem Widmann am Klavier zuvor Schumanns Fantasiestücke op. 73 musizierte. Da Widmann in seinen "Albumblättern" auch auf den Schmerzenston im langsamen Satz aus Schumanns Zweiter Sinfonie anspielt, dirigierte Widmann das Werk zum Schluss seines spannenden Programms. Und an den Anfang stellte er ein Unikum, das Schumann ursprünglich "Suite", "Symphonette" oder "Sinfonietta" nennen wollte - bekannt wurde die dreiteilige, rhythmisch wildgezackte Komposition, die auch von Schumanns "Fugenpassion" zeugt, dann als "Ouvertüre, Scherzo und Finale" op. 52.