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Bislang hatte sich der Dirigent James Gaffigan beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks als Einspringer für Franz Welser-Möst und Zubin Mehta große Verdienste erworben. Jetzt präsentiert der gebürtige New Yorker des Jahrgangs 1979 beim BRSO sein erstes eigenes Programm - und das gibt sich denn auch ganz amerikanisch. Zwar ist Antonín Dvořák der einzige nicht-amerikanische Komponist des Abends - aber seine "Amerikanische Suite" entstand 1894 während Dvořáks New Yorker Aufenthalt. Diese Tanz-Suite ist ein eigentümlicher Folklore-Mix aus der Neuen Welt und Dvořáks böhmischer Heimat. Suiten-Charakter hat auch die Serenade nach Platons "Symposion", die Leonard Bernstein 1954 für den Geiger Isaac Stern schrieb. So ungewöhnlich die Sujet-Wahl anmutet, nämlich der Liebes-Disput der Philsophen-Runde beim "Gastmahl" des Sokrates, so ungewöhnlich ist die Begleitung der Solovioline, die nur aus Streichern, Harfe und Schlagzeug besteht und - ganz Bernstein-like - mit Jazz-Elementen und Rock-Riffs aufwartet. Der melodienselige Solopart ist hochvirtuos und schwelgerisch angelegt - genau das Richtige für die niederländische Stargeigerin Janine Jansen. Als grellen Rausschmeißer serviert Gaffigan George Gershwins autobiografische Reise-Skizze von 1928 "An American in Paris", die zwischen Blues und Charleston pendelt und sogar Autohupen einsetzt. Ganz zart dagegen leitet Gaffigan sein US-Klangpanorama ein: Das kleine Stimmungsbild "Mother and Child", das der Afroamerikaner William Grant Still 1943 nach einer Skulptur geschaffen hat, ist mit seinem intim-verträumten Charakter eine Art Wiegenlied geworden.