Bildquelle: Nürnberger Symphoniker
Familientreffen bei den Nürnberger Symphonikern! Unter dem Motto "Darlington trifft Darlington" kamen sie Mitte März erstmals in Nürnberg zum gemeinsamen Musikmachen zusammen: der britische Symphoniker-Chefdirigent Jonathan Darlington und sein älterer Bruder Stephen Darlington, gefeierter Konzertorganist und hochangesehener Kirchenmusiker aus Oxford. Ausgesucht für das familiäre Gipfeltreffen im Zeichen des Symphonisch-Konzertanten hatten die Brüder die atemberaubende, überwältigende, aber hierzulande nur selten zu hörende Sinfonie für Orgel und Orchester des US-Nationalklassikers Aaron Copland. "Wenn ein junger Mann im Alter von dreiundzwanzig Jahren eine Sinfonie wie diese schreiben kann, wird er mit dreißig fähig sein, einen Mord zu begehen." Dies konstatierte der Dirigent Walter Damrosch augenzwinkernd, nachdem er das Werk mit Nadia Boulanger als Solistin im Januar 1926 in New York aus der Taufe gehoben hatte. In der Tat macht Coplands Orgelsinfonie ihrer Entstehungszeit in den "Roaring Twenties" (in den Wilden Zwanzigern), alle Ehre - sie waren auch die "wilden Jahre" des Komponisten. Bevor Stephen Darlington mit Coplands spektakulärer Sinfonie alle Register der Orgel in der Nürnberger Meistersingerhalle ziehen sollte, starteten die Symphoniker und ihr Chef mit Tschaikowsky in den Konzertabend - mit der großformatigen 3. Orchestersuite, die zu Unrecht im Schatten der berühmten Sinfonien und Ballettsuiten des russischen Spätromantikers steht. Außerdem auf dem Programm: das wohl berühmteste, aber vielleicht auch rätselhafteste Werk von Charles Ives, einem Pionier der US-Kunstmusik wie der Neuen Musik des 20. Jahrhunderts. "The Unanswered Question" (Die unbeantwortete Frage) heißt das Orchesterstück, in dem vor dem Klanghintergrund reiner Dur-Dreiklänge der Streicher eine Solotrompete und ein Holzbläserquartett in einen dissonanten Dialog aus einer Frage und diversen Antworten treten. Am Ende bleibt die Frage der Trompete unbeantwortet, und das Stück verklingt im reinen G-Dur der Streicher.