Bildquelle: colourbox.com
Finnland und Estland haben eine Menge gemeinsam, sagt der Dirigent Nils Schweckendiek. Die karge Landschaft. Die Kälte und die Dunkelheit im Winter. Und viel Zeit, um den Dingen nachzuspüren. Vielleicht ist ihm und seinem finnischen Chor, dem Helsinki Chamber Choir, ja nicht zuletzt deshalb eine maßstabsetzende Aufnahme der "Johannes-Passion" des Esten Arvo Pärt gelungen. 2021 wurde sie mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet; die Jury zeigte sich "überwältigt durch ihre Intensität, ihre innere Ruhe und ihr Timing". Arvo Pärt hat seine "Passio" 1982 komponiert, auf dem Höhepunkt seiner "Tintinnabuli"-Phase, die mit spärlichen Mitteln große Wirkung erzielt. Die Vertonung der Leidensgeschichte Jesu wirkt meditativ - und ist doch bis ins letzte Detail durchkonstruiert, wie ein Uhrwerk, das, einmal aufgezogen, seinem vorbestimmten Gang folgt. Ein Werk, das beim Singen wie beim Hören höchste Konzentration verlangt, sagt Nils Schweckendiek. Aber gerade deshalb geht Pärts "Passio" so unter die Haut. In der Reihe "Faszination Neue Musik" stellt Nils Schweckendiek eine der bedeutendsten Passionsvertonungen des 20. Jahrhunderts vor.