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Der Maifeiertag ist für die Berliner Philharmoniker traditionell ein Tag der Arbeit, denn an diesem Feiertag erinnert Deutschlands Toporchester an seinen Gründungstag am 1. Mai 1882. Im Fokus steht aber die europäische Idee, die die Berliner Philharmoniker seit 1991 mit ihrem Europakonzert an einem jährlich wechselnden, kulturgeschichtlich bedeutsamen Ort feiern. Und das ist das historistische Teatro Petruzzelli im apulischen Bari mit seinem prachtvollen, rot-goldenen Interieur zweifellos. Und auch der Dirigent dieses prominenten Gastkonzerts ist ein waschechter Italiener: Riccardo Muti. Im ersten Konzertteil präsentiert der 83-jährige Maestro denn auch Repertoire aus seiner Heimat, Ausschnitte aus französischen Opern, die Rossini und Verdi im Auftrag der Pariser Opéra geschrieben haben. Auf Rossinis unwiderstehliche "Guillaume Tell"-Ouvertüre lässt Muti die "Jahreszeiten"-Ballettmusik aus Verdis "Les vêpres siciliennes - Die sizilianische Vesper" folgen - dieses brillante Orchesterstück ist mit seiner melodischen Frische und seiner atmosphärischen Dichte weit mehr als die für Paris obligatorische Einlage geworden. Nicht nur in Verdis "Jahreszeiten"-Ballett gibt es dunklere Farben - auch in der pastoralen Zweiten Sinfonie von Brahms, mit der Muti sein Europakonzert beschließt. Unter der idyllisch-lebensfrohen Oberfläche dieser D-Dur-Sinfonie schlummern komplexe Strukturen und wehmütige Töne - Brahms selbst hatte schon, wenn auch ironisch, von einem "Trauerrand" gesprochen. BR-KLASSIK überträgt live aus dem Teatro Petruzzelli in Bari.