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Der 28-jährige französische Dirigent Lionel Bringuier ist ein charmanter Sympathieträger auf dem Podium und hat schon eine beachtliche Karriere hingelegt. Ein paar Jahre war Bringuier Assistent von Esa-Pekka Salonen und Gustavo Dudamel beim Los Angeles Philharmonic Orchestra, seit dieser Saison ist er Chefdirigent des Zürcher Tonhalle-Orchesters. Mit einem ambitionierten Programm debütiert Bringuier nun beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks - und hat dafür einen weiteren Debütanten mitgebracht, den gleichaltrigen russischen Pianisten Igor Levit, der das dritte Klavierkonzert seines Idols Ludwig van Beethoven spielt. Bevor Bringuier den Abend mit dem unwiderstehlichen "Bolero" von Maurice Ravel triumphal beschließt, präsentiert er eine Rarität aus seiner Heimat: "La Tragédie de Salomé" von dem Massenet- und Fauré-Schüler Florent Schmitt. Diese kurz nach der "Salome" von Richard Strauss 1907 entstandene Ballettmusik folgt dem bekannten Sujet und geizt nicht mit lasziven, luxuriösen und orgiastischen Klangfarben, um das perverse Begehren der Prinzessin Salome in drastische Töne zu setzen. Spätromantisch und hochexpressiv klingt auch noch das Opus 1 von Anton Webern, das den Auftakt macht. In dieser Talentprobe von 1908 vereinte der junge Webern eine Fülle heterogener Ausdrucksgesten auf knappstem Raum - mit seiner Passacaglia gelang ihm auf Anhieb ein Meisterstück an Verdichtung.
(Fridemann Leipold)