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Große Gastdirigenten am Pult des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks - das war schon in der Anfangszeit unter den Chefdirigenten Eugen Jochum und Rafael Kubelik so. Durch deren Aufbauarbeit war das Renommee des Symphonieorchesters bald derart gestiegen, dass sich herausragende Dirigenten-Persönlichkeiten wie Eugene Ormandy, Ernest Ansermet oder Carl Schuricht gern nach München locken ließen. Dass sie beim Bayerischen Rundfunk zudem auch ausgefallenes Repertoire in maßstabsetzenden Interpretationen vorlegten, bezeugen Archivschätze aus den Jahren 1959 bis 1963. So brillierte der amerikanische Pultstar Eugene Ormandy mit der orgiastischen Ballettsuite "Bacchus et Ariane" von Albert Roussel, während der Schweizer Ernest Ansermet im neoklassischen "Konzert für sieben Blasinstrumente" seines Landsmanns Frank Martin die damaligen Solobläser des Symphonieorchesters präsentierte. Und der aus Danzig stammende Carl Schuricht kombinierte in einem spannenden Konzert-Programm Anton Bruckners neunte Symphonie mit einem Meisterwerk des britischen Spätromantikers Frederick Delius, dessen Essener Uraufführung 1906 Schuricht miterlebt und nachhaltig beeindruckt hatte: Das elegische Tonpoem "Sea Drift - Im Meerestreiben" basiert auf einem Gedicht von Walt Whitman und ist eine ergreifende Parabel auf den Naturkreislauf von Geburt und Tod, Liebe und Verlust. "Einer Sache dienen ist besser, als sich ihrer bedienen" - mit seiner zügigen und unsentimentalen Lesart von Bruckners unvollendetem Vermächtnis löste Schuricht sein Credo exemplarisch ein.
(Fridemann Leipold)