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Der 1975 in Paris geborene Alain Altinoglu zählt zu den erfolgreichsten Dirigenten seiner Generation. Vor einem Jahr feierte er mit Puccinis "Manon Lescaut" eine umjubelte Premiere an der Bayerischen Staatsoper in München, im vergangenen Sommer erst hatte er den kultigen Ratten-"Lohengrin" bei den Bayreuther Festspielen übernommen und dafür gleichfalls viel Lob geerntet. Im Januar tritt er sein neues Amt als Musikchef am Brüsseler Théâtre de la Monnaie an. Mit einem ambitionierten Programm aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stellt sich Altinoglu nun beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks vor, das in den virtuosen Tanz- und Opern-Suiten von Igor Strawinsky, Béla Bartók und Maurice Ravel mächtig gefordert ist. Seine Oper "Le rossignol" nach Andersens Märchen "Des Kaisers Nachtigall" arbeitete Strawinsky später zur symphonischen Dichtung "Le chant du rossignol" um, die mit mechanischem Gezwitscher, bizarrer Instrumentation und chinesischem Kolorit aufwartet. Maurice Ravels gleichfalls exotische Märchen-Suite "Ma mère l'oye" ist der einzige Ruhepol in Altinoglus Programm, das mit Bartóks provokanter Tanzpantomime "Der wunderbare Mandarin" über den Mythos Großstadt zwischen Dekadenz und Verklärung furios schließt. Von faszinierender Wildheit ist auch das erste Klavierkonzert Bartóks, das der amerikanische Jungstar Kit Armstrong buchstäblich in die Tasten haut - denn Bartók entdeckte darin die Qualitäten des Klaviers als Perkussionsinstrument.
(Fridemann Leipold)