Bildquelle: Joseph Beer
Verschollen und wieder gefunden:
Der Komponist Joseph Beer und seine Operette "Polnische Hochzeit"
Seinen Eltern sollte gefallen, was er komponierte. Vor allem der Mutter. Das blieb sein ganzes Leben so; Joseph Beer fühlte sich zeitlebens seiner jüdisch-polnisch-österreichischen Ursprungsfamilie verbunden. Verstärkt wurde diese Beziehung durch einen schrecklichen Schicksalsschlag: die Eltern und die jüngere Schwester mussten ihr Leben im Konzentrationslager lassen.
Vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war Joseph Beer der "Shooting Star" der österreichischen Komponistenszene gewesen. Er hatte schon mit 25 Jahren die Theaterwelt mit seinem Erstlingswerk "Der Prinz von Shiraz" erobert. Vier Jahre später stieg er endgültig mit seiner "Polnischen Hochzeit" als neuer Komet am Operetten-Himmel auf. Das Stück hatte in Zürich das Publikum von den Stühlen gerissen. Rund 40 Bühnen spielten es innerhalb kürzester Zeit in acht Sprachen nach - und schon warteten in Paris die Filmstars Martha Eggert und Jan Kiepura - sowie in Wien Richard Tauber - auf ihre neuen Rollen. Doch durch den Anschluss Österreichs an Hitlerdeutschland wurde die große Zukunft des jungen Mannes zunichte gemacht, er floh vor den Nazionalsozialisten, lebte anonym und untergetaucht in Nizza und wollte eigentlich nach dem Krieg die Fäden seiner großen Karriere aus jungen Jahren wieder aufnehmen. Aber die Nachricht vom grausamen Tod seiner Familie raubte ihm alle Lebensfreude. Beer zog sich von der Öffentlichkeit zurück und verbot jede Aufführung seiner Werke. Erst nach seinem Tod machten seine Töchter die Kompositionen der Nachwelt wieder zugänglich und hörbar.
"Er hatte die Idee, den Graben zwischen großem Publikum und anspruchsvoller Musik zu schließen. Er wollte anhörbare, kunstvoll erfundene und verarbeitete melodische Linien und Harmonien schaffen." - Zitat seiner Ehefrau Hanna Beer