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Mittwoch, 16.12.2015

12:05 bis 13:00 Uhr

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Undatierte Aufnahme der französischen Chansonsängerin Edith Piaf. | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Mittagsmusik

Mit Ilona Hanning

Bis Mitte 2022 gab es die Sendung "Mittagsmusik" auf BR-KLASSIK. Hier könnnen Sie weiterhin in den Archiven der Sendung schmökern.

Sie war klein, nicht sonderlich hübsch oder anziehend und trotzdem  hatte sie etwas, das andere nicht hatten: ihren einzigartigen Gesang. "Jedesmal wenn die Piaf singt, dann meint man, sie risse sich endgültig die Seele aus dem Leib", hat Jean Cocteau das Phänomen Piaf beschrieben. Dank ihres ausdrucksstarken Gesangs stieg sie von der Straßensängerin zur Ikone des Chansons im  20. Jahrhunderts auf.  Diese steile Karriere hat sie aber nicht nur ihrer Begabung und ihrem Fleiß zu verdanken, sondern auch der Hilfe ihrer Freunde, die ihr die Texte und Melodien auf den Leib schrieben.
Viel hat sie auch gegeben, hat Sänger entdeckt und gefördert.  Einige wichtige Persönlichkeiten aus dem Freundeskreis der Piaf, wollen wir Ihnen in der Mittagsmusik vorstellen.

"La Guite" Marguerite Monnot
Sie war eine der wenigen Frauen an der Seite der Piaf. Musikalisch hochbegabt, ist das Wunderkind schon mit dreieinhalb Jahren öffentlich im Festsaal des Rathauses ihres Geburtsortes Decize an der Loire aufgetreten. 
Ihr Vater, ein blinder Musiker, Organist und Komponist, unterrichtete seine Tochter in Gehörbildung, Improvisation und gab ihr Klavierstunden. Bis zu fünf Stunden spielte sie täglich. Ihre Mutter, eine Lehrerin, kümmerte sich zu Hause um die Allgemeinbildung der Tochter. Mit 16 Jahren schon unternimmt Marguerite Monnot zusammen mit dem Tänzer Vincente Escudero eine Tournee durch Europa, schwärmt von der spanischen Folklore und soll vom spanischen Hof ein Angebot bekommen haben, doch ihre Eltern waren dagegen, sie wollten, dass die Tochter in Paris ihre Studien fortsetzt. Bei Vincent d'Indy studierte sie Harmonielehre und Kontrapunkt und beim berühmten Alfred Cortot Klavier.  Bis zu ihrem 18. Lebensjahr bestand ihre Welt aus Bach, Mozart und Chopin, doch dann wurde sie krank und ihr Leben änderte sich mit einem Schlag.
"Ich musste nun mal wegen einer schweren Anämie meine Konzerte, meine Recitals für länger als ein Jahr unterbrechen. [...] Es war Jacques Bousquet, der einen Film vorbereitete, er hat mich gebeten ein Chanson zu schreiben. [...] Wenn ich nicht Edith Piaf begegnet wäre, soviel ist sicher, hätte ich aufgehört zu komponieren. Durch sie entdeckte ich das Chanson: Ich habe wahrhaftig die ganze Poesie der Straße aufgespürt, all die Dinge, die ich bisher ignoriert hatte." Marguerite Monnot komponierte viele Chansons für die Piaf. "Die beiden waren sehr befreundet, geradezu verwickelt, im Leben und gegenüber den Männern. Es war eine Komplizenschaft, ein Abkommen, sehr weiblich und sehr freundschaftlich, sehr herzlich und sie bewunderten einander gegenseitig", schilderte Georges Moustaki die Freundschaft der beiden, die fast ein Vierteljahrhundert zusammengearbeitet haben.

"Mon Poète" Raymond Asso
Geboren in Nizza, hat er als Hirte gearbeitet, war französischer Legionär, leitete eine Fabrik und hatte eine große Liebe: die Lyrik. Diese Liebe konnte er an der Seite der Sängerin Marie Dubas ausleben, bevor er Édith Piaf kennenlernte und sich in sie verliebte.
Nachdem ihr Entdecker Louis Leplée umgebracht worden war, übernahm Raymond Asso dessen Funktion und kümmerte sich um Édith Piaf. Zuerst schickt er sie weg aus Paris, denn die Piaf wurde verdächtigt, etwas mit dem Mord an Leplée zu tun gehabt zu haben. In der Provinz entglitt sie in ihr altes Leben, feierte die Nächte mit Matrosen durch, schlug über die Stränge.
Zurück in Paris unterrichtete Asso sie in Benimm, Kleidung, arbeitete mit ihr an Textgestaltung, Artikulation, Ausdruck. Er formte sie, unternahm alles, um seiner "Didou" neue Auftritte in Paris zu verschaffen. 1937 war es soweit, Édith Piaf sang im Vorprogramm der Music-Hall "A.B.C." und wurde fortan von den Parisern geliebt und gefeiert. Asso und Piaf wurden ein Paar. Die Piaf wusste immer, was sie ihrem "poète" zu verdanken hatte, trotzdem ging  sie, kaum musste er 1939 seinen Wehrdient antreten, eine Liason mit Paul Meurisse ein.

Der Pianist Norbert Glanzberg
Zu Ufa-Zeiten war er so etwas wie ein Wunderkind. Seine Musik zu Billy Wilders Film "Der Falsche Ehemann" begeisterte die Leute. Er hätte als Filmkomponist Karriere machen können, wenn nicht die Nationalsozialisten an die Macht gekommen wären.
Als Sohn eines galizischen Juden musste er Deutschland verlassen, ging zunächst nach Paris und fing dort bei Null wieder an. Als die Wehrmacht auch in Paris einmarschierte, musste Glanzberg in die freie Zone, in den Süden Frankreichs fliehen. Dort traf er Édith Piaf, die ihn für eine Tournee durch Südfrankreich engagierte.  Zwei Jahre waren sie beruflich und privat ein Paar, dann trennten sich ihre Wege und Glanzberg schrieb Chansons und Filmmusiken, die er an Kollegen verkaufte, um die Nazi-Zeit zu überleben.
"Die Edith hat mir kolossal geholfen. Als Frau gefiel sie mir nicht. Aber ich hatte keine Wahl. Ich hatte die Wahl zwischen Vernichtung und Leben, zwischen Auschwitz und Édith Piaf." Édith Piaf kümmerte sich um einen Anwalt, als Glanzberg in Nizza verhaftet wurde und die Schauspielerin Marie Bell nutzte all ihre Kontakte, um ihn zu befreien.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges ging er zurück nach Paris und machte sich dort einen Namen als Pianist und Chanson-Komponist. 1952 gewann sein Chanson "Padam...Padam", gesungen von Édith Piaf, den Grand prix des disques.

Die Schutzbefohlenen Yves Montand und Charles Aznavour
Édith Piaf und die Männer - ein endloses Kapitel, das positive und negative Seiten hatte. Die positive zeigte sich zum Beispiel bei Yves Montand. Édith Piaf hörte ihn billige amerikanische Schlager singen und nahm ihn unter ihre Fittiche, wurde eine Art Mentorin für ihn.
Sie arbeitete mit ihm so wie Raymond Asso mit ihr damals gearbeitet hatte und organisierte auch einen Auftritt für ihn im Étoile. Sein Durchbruch. Die beiden wurden ein Paar, doch später ließ die Piaf ihn fallen. Ähnlich war es bei Charles Aznavour, auch ihn förderte die Piaf, lies ihn dann aber fallen, arbeitete wieder mit ihm zusammen, als ihre große Liebe, der Boxer Marcel Cerdan tödlich verunglückt war und sie mit Drogen ihren Schmerz zu betäuben suchte. 1951 nahm Edith Piaf fünf Chansons auf, die Charles Aznavour geschrieben hatte und ging mit ihm auf Tournee. Ihr Liebhaber sei er aber nicht gewesen, betonte Aznavour immer.

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