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Die Anfänge des literarischen Kabaretts
Am 18. November 1881 eröffnete der Maler Rodolphe Salis am Pariser Boulevard Rochechouart sein "Chat Noir" – eine Künstlerkneipe, in der die Boheme den biederen Bürger an den Pranger stellte, in frechen Liedern, respektlosen Sprüchen und scharfzüngigen Versen. Und in der das geneigte Publikum mit größtem Behagen den Kakao schlürfte durch den es gezogen wird. Salis trat damit einen ungeahnten Boom los: Kabarett-Bühnen schossen wie Pilze aus dem Boden, zunächst in Paris, aber schnell schwappte die Welle nach Deutschland und nach Österreich. Den Wettlauf ums erste deutsche Kabarett gewann Ernst Freiherr von Wolzogen. Er eröffnete im Januar 1901 sein "Buntes Theater" in Berlin. Wenig später bildete sich in München die Kabarettgruppe "Elf Scharfrichter" und im November 1901 gründete der Kritiker und Schriftsteller Felix Salten sein "Jung-Wiener-Theater zum lieben Augustin".
Wie im Pariser "Chat noir" traten die Gäste selber auf – Dichter, Maler, Musiker, Lebenskünstler. Doch während in Frankreich von Beginn an auch politische Ereignisse persifliert wurden, sorgte die strenge Theaterzensur im deutschen Kaiserreich dafür dass öffentliche Kritik unterblieb. Erst nach dem 1. Weltkrieg konnten auch die deutschen Kabarettisten auf aktuelle politische Entwicklungen eingehen.
Aber hier wie dort waren die Höhepunkte eines jeden Programms freche Lieder und witzig erotische Chansons. Vor allem die jungen Musiker konnten sich auf den Brettlbühnen austoben und so war die "Hölle" im Souterrain des Theaters an der Wien eine Talentschmiede in der sich Franz Lehár und Ralph Benatzky ausprobiert haben. Leo Fall war bei den "Bösen Buben" in Berlin der Mann am Klavier. Im Berliner "Metropoltheater" waren Paul Lincke und Jean Gilbert unter den Hauskomponisten und schrieben für Joseph Giampietro und Fritzi Massary, zwei absolute Stars der Revuen.
Berühmt geworden sind sie alle, aber nicht durch ihre Kabarettkompositionen sondern durch ihre unvergessenen Operettenmelodien.