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Seit seiner Zeit als Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper ist Kent Nagano ein Liebling des Münchner Publikums. Beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks debütierte Nagano 2012 im Rahmen der musica viva mit einer furiosen Aufführung von Wolfgang Rihms Tanzpoem "Tutuguri". Nun startet er ein spektakuläres Projekt: In den nächsten Jahren soll das komplette Orchesterwerk des französischen Klangmystikers Olivier Messiaen aufgeführt und möglichst auch auf CD veröffentlicht werden. Als langjähriger Freund Messiaens und ausgewiesener Kenner seines OEuvres ist Nagano ein idealer Kandidat für einen solchen Zyklus. Zum Auftakt dirigiert Nagano den großen Abgesang des Komponisten mit dem verheißungsvollen Titel "Éclairs sur l'au-delà - Streiflichter auf das Jenseits". Eigentlich hatte Messiaen geglaubt, sein Lebenswerk mit dem Opern-Oratorium "Saint François d'Assise" 1983 abgeschlossen zu haben. Aber dann kam 1987 ein Auftrag von Zubin Mehta, doch etwas zum 150-jährigen Jubiläum seiner New Yorker Philharmoniker zu schreiben. In fünfjähriger Arbeit konnte Messiaen "Éclairs sur l'au-delà" zwar noch vollenden, uraufgeführt wurde das riesig besetzte Stück jedoch erst ein halbes Jahr nach seinem Tod 1992. In seinem symphonischen Vermächtnis zog Messiaen die Summe seines Schaffens: Himmlische Streichergesänge und jubelnde Vogelstimmen, majestätische Gongschläge und gleißende Orchesterfarben vermitteln tatsächlich eine Ahnung von einem paradiesischen Jenseits. Beziehungsreich eröffnet Nagano sein Konzeptprogramm mit Alter Musik: Drei Motetten des mittelalterlichen französischen Avantgardisten Guillaume de Machaut, intoniert von Solisten des BR-Chores, verschränkt er mit zwei Ausschnitten aus Bachs "Kunst der Fuge" in einer Bearbeitung für Kammerensemble. Aus dem mystischen Werk-Komplex wählte Nagano die Eingangsfuge und den fragmentarischen Schlussstein - so schließt sich der Kreis zu Messiaen.