Bildquelle: Wilfried Hösl
Leider musste Franz Welser-Möst die Leitung der Konzerte dieser Woche beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks krankheitshalber absagen. Dankenswerterweise hat sich Karl-Heinz Steffens, Chefdirigent der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, kurzfristig bereit erklärt, auch das ursprüngliche Programm zu übernehmen. Damit debütiert der frühere Soloklarinettist beim Symphonieorchester als Dirigent mit einem Brahms-Abend, in dessen Zentrum eine Hommage zum 100. Todestag von Max Reger steht: Am 11. Mai 1916 starb der aus der Oberpfalz stammende Komponist mit gerade mal 43 Jahren in Leipzig. Steffens stellt Regers Schwanengesang vor, sein letztes vollendetes Chorwerk von 1915. Dieses "Requiem" beruht auf dem gleichnamigen Gedicht von Friedrich Hebbel und wurde erst kurz nach Regers Tod uraufgeführt. Sein Requiem schrieb Reger unter dem Schock des Ersten Weltkriegs und widmete es - durchaus fragwürdig - "Dem Andenken der im Kriege gefallenen deutschen Helden". In seinem Gedicht mahnt Hebbel ehrendes Totengedenken an - andernfalls würden die toten Seelen keine Ruhe finden. Mit seinem knapp gefassten Spätwerk gelang Reger eine ungemein eindringliche, innige und im Todeskampf auch hochdramatische Komposition, die durchaus an das Deutsche Requiem von Johannes Brahms anknüpft. Und da Reger ein großer Brahms-Verehrer war, wird diese Rarität von passenden Werken des Romantikers flankiert: von der "Tragischen Ouvertüre", der resignativ verklingenden dritten Symphonie und dem ins Tröstliche umgedeuteten "Schicksalslied" nach Hölderlin. Hier und in Regers Requiem hat der Chor des Bayerischen Rundfunks dankbare Aufgaben, das flehentliche Solo bei Reger "Seele, vergiß nicht die Toten!" übernimmt der Bariton Michael Volle.