Bildquelle: Marco Borggreve
Seit 2011 ist der Frankokanadier Yannick Nézet-Séguin regelmäßig zu Gast beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Der charismatische Pultstar leitet neben dem Philadelphia Orchestra noch die Rotterdamer Philharmoniker und das Orchestre Métropolitain in Montreal. Kürzlich wurde er zum neuen Musikdirektor der New Yorker Met ab 2020 gekürt. Diesmal dirigiert Nézet-Séguin in München die siebte Symphonie von Anton Bruckner, die dem 60-jährigen Komponisten endlich den verdienten Weltruhm brachte. Wegen ihres hinreißenden Melodienreichtums, ihres warmen Orchesterklangs und nicht zuletzt wegen ihrer ergreifenden Wagner-Reminiszenzen wurde die Siebte neben der "Romantischen" zur populärsten Bruckner-Symphonie. Im ersten Konzertteil bezaubert die junge Sopranistin Anna Prohaska mit lyrischen Arien aus frühromantischen Opern, die perfekt auf ihr glockenhelles Timbre zugeschnitten sind. Auf Carl Maria von Webers treulos verlassene Euryanthe, die in ihrer Einsamkeit den Tod ersehnt, folgen zwei Ausschnitte aus unbekannten Schubert-Opern, die auf antiken Sujets basieren. "Die Verschworenen" sind eine Mittelalter-Variante der "Lysistrata" des Aristophanes, in der männliche Kriegslust auf weibliche Verweigerungshaltung trifft. Und Schillers Ballade "Die Bürgschaft" über die Bekehrung eines Tyrannen vertonte Schubert nicht nur als Lied, sondern auch als Oper, die allerdings Fragment blieb. Nach diesen elegischen Frauenporträts gibt Anna Prohaska zur Aufmunterung der besorgten Agathe in Webers "Freischütz" die kecke Romanze des Ännchens zum Besten.