Bildquelle: Klaus Hinrich Stahmer
Mit ihrem schmeichelhaften, silbrigen Ton hat die chinesische Mundorgel Sheng in den letzten 20 Jahren die Herzen vieler Hörer in der westlichen Welt erobert. In Jazzclubs und bei World Music-Festivals, nicht weniger aber auch in den größten Konzertsälen der Welt, hat sie mittlerweile ihren Stammplatz eingenommen. Bestens harmonieren ihre 37 Bambuspfeifen mit den Instrumenten des klassischen Sinfonieorchesters, und im Mix mit einer Bigband bringt sie ungeahnte Klänge ins Spiel. Obwohl sie in ihrem Heimatland China eine tragende Säule im Ensemble der kaiserlichen Hofkapelle war, ging es mit ihrem Image seit dem Ende der kaiserlichen Hofhaltung im Jahre 1912 immer weiter bergab. Vollends darnieder lag das in den großbürgerlichen Kreisen geschätzte kunstvolle Sheng-Spiel, als Mao die Zeichen zur Kulturrevolution gab. Komponisten der westlichen Welt waren es dann, die mit ihrem Interesse für die Sheng und deren japanische und koreanische Varianten das Instrument gewissermaßen gerettet und für ihre modernen Klangvorstellungen verwendet haben. Seit einer Generation strahlt wieder etwas von dieser Begeisterung Mitteleuropas und der USA auf das Reich der Mitte zurück. Heute kann man sich an fast allen Konservatorien Chinas nicht nur in die Klassen für westliche Instrumente einschreiben, sondern auch bei Sheng-Meistern in die Lehre gehen. Einen Querschnitt durch die wechselvolle 4000-jährige Geschichte der Sheng vermittelt die Sendung von Klaus Hinrich Stahmer, wobei neben den ganz alten Klängen vor allem die Musik zeitgenössischer Komponisten wie John Cage, Helmut Lachenmann, Xiaoyong Chen und Gia Guoping zu hören ist.