Bildquelle: ©Bregenzer Festspiele/Karl Forster
Opernrarität im Shakespeare-Jahr
Welch‘ Sensation bei den Bregenzer Festspielen ! Eine Hamlet-Oper des erst 25jährigen Verdi-Zeitgenossen Franco Faccio auf ein Libretto von Arrigo Boito, zuletzt 1871 in der Mailänder Scala aufgeführt und nun, 145 Jahre später, dank der akribischen Spurensuche des amerikanischen Dirigenten und Musikwissenschaftlers Anthony Barrese endlich aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst. Und das im Shakespeare-Jubiläumsjahr!!
In den Archiven des Musikverlags Ricordi in Mailand schlummerte das autographe Manuskript von „Amleto“ völlig unbeachtet, 900 Seiten stark. Barrese schrieb den Opernvierakter Takt für Takt ab und brachte ihn 2014 szenisch heraus in Albuquerque/New Mexico. Nun holen die Bregenzer Festspiele mit Paolo Carignani am Pult diese leidenschaftlich-ungestüme Hamlet-Adaption zurück nach Europa, die 1865 mit einigem Erfolg in Genua Premiere hatte, 1871 an der Scala aber ein Disaster erlebte: der Tenor, der den Hamlet gab, war erkrankt und gab eine wohl recht erbärmliche Vorstellung. Franco Faccio war hierüber so erschüttert, dass er seinen „Hamlet“ nie wieder aufführte und das Komponieren völlig aufgab. Dafür machte der gebürtige Veroneser dann eine glänzende Karriere als Dirigent - er leitete als Direktor der Mailänder Scala die italienische Erstaufführung von Verdis „Aida“ und die Uraufführung von „Othello“.