Bildquelle: picture alliance / Glasshouse Images
Das Leben schreibt immer die besten Geschichten: Beethovens einzige Oper ist ein Beispiel für die Tuchfühlung, die es zwischen Realität und Bühnengesang geben kann. Dem Stück liegt ein historischer Vorfall aus dem Jahr 1794 zugrunde, als der Wohlfahrtsausschuss in Frankreich regierte. Da kam es in einem Gefängnis der Jakobiner zur aufsehenerregenden Befreiung eines Grafen durch seine als Mann verkleidete Frau. Und daraus machte ein Freund des Grafen, der dem Prozess beiwohnte, der Augenzeuge Jean Nicolas Bouilly, ein Opernlibretto - warum auch nicht? Beethoven ließ sich davon zu einem klingenden Statement gegen jegliche Despotie anregen. Wobei es die damalige politische Situation war, die zu dem Begriff "Revolutionsoper" geführt hat, im Gefolge der Parolen "liberté, égalité, fraternité", die in Frankreich 1789 nach dem Sturm auf die Bastille aufkamen. Der Dirigent Mario Venzago präsentiert im Prinzregententheater mit dem Münchner Rundfunkorchester konzertant die stilistisch homogene dreiaktige Urfassung des "Fidelio", unter dem originalen Titel "Leonore". Nur aufgrund widriger Umstände hatte diese Version 1805 keinen Erfolg: Im Theater an der Wien saßen kaum Opernfreunde, sondern fast nur französische Offiziere - wegen der damaligen Besatzung Wiens…