Bildquelle: harmonia mundi / Sony
Dissonanzen können anregen und beleben, sie können aber auch aufwühlend und herzzerreißend sein. In jedem Fall sind sie seit Jahrhunderten die Würze (fast) jeder Musik. Allgemein gelten als "dissonant" Intervalle und Akkorde, die das Ohr - und ebenso sehr vielleicht die menschliche Seele - als so spannungsvoll empfindet, dass es sich nach ihrer "Auflösung" sehnt. Was konkret als Dissonanz empfunden wird, variiert je nach Zeitalter und Weltgegend. Im Mittelalter hätte ein so terzenseliges Lied wie "Stille Nacht, heilige Nacht" auf die Zuhörer womöglich einen misstönigen und unerlösten Eindruck gemacht. Denn Terzen und Sexten waren damals als Dissonanzen definiert. Schön und schmerzlich ist die tonale Spannung, und noch schöner ist es, wenn dieser Schmerz sich harmonisch auflöst.
Komponisten von der Renaissance bis zur Romantik reizten das Ausdrucksrepertoire der Misstöne immer weiter aus, bis schließlich vom "harmonischen" tonalen Bezugsrahmen nichts mehr übrig blieb. Christian Schuler geht dieser Entwicklung nach und präsentiert Ihnen ein Tafel-Confect voll "schräger Töne".